Markante Preisunterschiede für Generika und Biosimilars im Ausland

22 Mai, 2023 | Aktuell Allgemein
Markante Preisunterschiede für Generika und Biosimilars im Ausland. Achtung Versicherungen.
Markante Preisunterschiede für Generika und Biosimilars im Ausland. Achtung Versicherungen.

Der gemeinsame Auslandspreisvergleich von santésuisse und Interpharma stellt zum vierzehnten Mal die aktuellen Fabrikabgabepreise von Medikamenten gegenüber. Neben markanten Preisunterschieden zwischen Generika und Biosimilars ist ein leichter Preisrückgang bei Originalpräparaten zu verzeichnen.

Das Preisniveau der patentgeschützten Originalpräparate ist im europäischen Ausland durchschnittlich um 5,4 Prozent tiefer als in der Schweiz. Anders sieht es bei den patentabgelaufenen Medikamenten aus. Diese kosten im Ausland 10,8 Prozent weniger. Markante Preisunterschiede finden sich vor allem bei Generika und Biosimilars. Letztere sind im Unterschied zu Generika immer individuell und nicht völlig identisch mit dem Originalpharmazeutikum. Im Ausland sind Generika mit 45,5 Prozent um rund die Hälfte günstiger. Biosimilars kosten 27,5 Prozent weniger.

Über die Hälfte der Kosten entfallen auf patentierte Medikamente.

Wo sind Medikamente am teuersten und am günstigsten?

Während die Preise im Ausland im Mittel um 5,4 Prozent tiefer sind als in der Schweiz, sind sie in Dänemark und Grossbritannien noch teurer. Am günstigsten sind sie in Finnland, gefolgt von Frankreich und Deutschland. Die Preisdifferenz zum Ausland hat im Vergleich zum Vorjahr (2021: 8,8 Prozent) leicht abgenommen (2022: 5,4 Prozent).

Bedeutender Anteil der Gesundheitskosten durch Medikamente

Medikamente treiben gemäss santésuisse die Kosten in die Höhe. Zum ersten Mal betragen diese über neun Milliarden Franken zulasten der Grundversicherung. Als Gründe für die hohen Kosten nennt Verena Nold, Direktorin santésuisse, neue, sehr teure Medikamente wie Immunsuppresiva, Krebstherapeutika und antithrombotischen Mittel.

Der wichtigste Grund für die hohen Kosten ist ein verschwindend kleiner Anteil von Generika. Während er in Grossbritannien 85 Prozent und in Deutschland 83 Prozent beträgt, liegt er in der Schweiz bei nur 22 Prozent. Dabei haben patentabgelaufene Originalprodukte, die durch Generika ersetzt werden können, ein Marktvolumen von 1.3 Milliarden Franken. Durch den Einsatz der günstigsten Generika – noch ohne Preissenkungen – würden gemäss santésuisse sofort und ohne Qualitätsverlust rund 200 Millionen Franken eingespart.

Das grösste Einsparungspotential hätten folgende, bekannte, aber bereits patentabgelaufene Originalpräparate:

Dafalgan (1g, 100 Stk.): Einsparung von 7,7 Millionen Franken.

Lacrycon (Augengel, 20 Tagesdosen, 0.650 ml): Einsparung von 6.4 Millionen.

Duodart, (0.5mg/0.4mg), 90 Stk.) Einsparung von 6.4 Millionen.

Vidaza (100mg, Durchstf 1 Stk.) Einsparung von 4.1 Millionen.

Dafalgan, (1g, 40 Stk.) Einsparung von 3.4 Millionen.

Den Grund für die hohen Kosten erklärt santésuisse mit den viel zu hohen Generika-Preisen. Generika machen in der Schweiz ein Marktvolumen von 1.3 Milliarden Franken aus. Durch eine Senkung der Preise von eben diesen Generika auf ein durchschnittliches Niveau der Referenzländer würden sofort und ohne Qualitätsverlust mindestens 350 Millionen Franken eingespart. Dies entspricht einem Prämienprozent.

Hohe Kosten auch durch wenig Biosimilars

Der geringe Anteil von Biosimilars bei hohen Preisen sorgt ebenfalls für hohe Kosten. Ein Einsparpotenzial sieht santésuisse in der Erhöhung der Biosimilar-Anteile und der gleichzeitigen Senkung der Preise. Durch den Einsatz von günstigen Biosimilar für patentabgelaufene Originalprodukte würden sofort und ohne Qualitätsverlust rund 100 Millionen Franken eingespart. Durch eine Senkung der Preise auf das durchschnittliche Niveau der Referenzländer (72 Prozent) würden sofort mindestens 35 Millionen Franken eingespart.

Strukturelle Probleme müssen angegangen werden

Der Geschäftsführer von Interpharma, Dr. René Buholzer, spricht von einem strukturellen Problem beim Patientenzugang zu neuen, innovativen Medikamenten. Der politische Kostenfokus gefährde die Qualität der Gesundheitsversorgung und den Zugang der Patient*innen. Dieses strukturelle Problem müsse nun grundsätzlich angegangen werden. Er hält fest: «Die Entwicklung der Medikamentenpreise kennt nur eine Richtung und zwar nach unten. Patentgeschützte Medikamente sind weiterhin nicht teurer als im Ausland. Zudem erbringt die Industrie mit den regelmässigen Preisüberprüfungen jährlich wiederkehrende Einsparungen von einer Milliarde Franken für das Gesundheitswesen.»

Gelten Rezepte von Schweizer Ärzten auch im nahen Ausland (Grenzregionen)? Darüber mehr demnächst.

Binci Heeb

Lesen Sie auch: Prämien 2023: Hohe Gesundheitskosten führen zu starkem Prämienschub


Tags: #Auslandpreisvergleich #Biosimilars #Generika #Interpharma #Santésuisse