Trumps Leugnung des Klimawandels für Wirtschaft und Versicherungen
27 Januar, 2025 | Nicht kategorisiert Aktuell
Eine der ersten Amtshandlungen des 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Donald J. Trump, war die Kündigung des Pariser Klimaabkommens. Bereits vor seiner Wahl hatte er mehrfach erklärt, dass Klimaschutz nicht zu seinen Prioritäten zähle. Trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse zu den Ursachen der Erderwärmung stellt Trump diese nicht nur in Frage, sondern sieht sie als bewusste Irreführung. Die Schaffung von nachhaltigen Rahmenbedingungen, wie sie durch die US-Umweltbehörde «Environmental Protection Agency» (EPA) gesetzlich verankert sind, steht ebenfalls auf der Kippe.
Das Pariser Klimaabkommen verfolgt das Ziel, die globale Erderwärmung auf unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, idealerweise auf 1,5 Grad. Heftige Hitzewellen, Dürren, Waldbrände sowie extreme Wetterereignisse sollen so gemindert werden. Der Austritt der USA, die nach China als zweitgrösster Emittent von Treibhausgasen und grösste Volkswirtschaft der Welt gelten, bedeutet, dass sie keine Pläne zur Reduktion ihres CO2-Ausstosses mehr vorlegen werden. Auch die finanzielle Unterstützung für verwundbare und ärmere Länder ist gefährdet.
Trumps Kündigung des Pariser Klimaabkommens
Die Kündigung erfolgt jedoch nicht sofort, sondern die USA scheiden nach einer einjährigen Frist aus dem Abkommen aus. Obwohl diese Kündigung allgemein als sehr bedauernswert empfunden wird, wollen alle anderen Länder, insbesondere die EU und sogar China, weiter dabei sein. Dabei könnte die Schweiz eine wichtigere Rolle zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens einnehmen. Nachdem die Internationale Energie-Agentur erwartet hat, dass 2030 die Hälfte des Strombedarfs weltweit aus Erneuerbaren gedeckt wird, rechnen Analysten der Rhodium Group mit einer Reduktion von höchstens 40 Prozent.
Der Grund dafür ist mitunter, dass Trump unter anderem Emissionsauflagen für den Energiesektor und für Autos sowie Steueranreize für saubere Technologien aufheben will. Folglich bleiben erhebliche Kohlekapazitäten im Netz und der Ausbau der Erneuerbaren verlangsamt sich, während der Anteil von Erdgas zunimmt. Das Vergleichsportal Climate Action Tracker bezifferte den möglichen Trump-Effekt auf 0,04 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts. Die Zahl gelte allerdings, unter der Voraussetzung, dass nur die USA den Kurs ändere.
Die Klimakrise ist Realität
Die Klimakrise ist keine ferne Bedrohung, sondern manifestiert sich bereits heute in Form von Wirbelstürmen, die durch die Erderwärmung verstärkt werden, und in Dürreperioden, die verheerende Waldbrände auslösen. Der stetig steigende Meeresspiegel und unkontrollierte Überschwemmungen bedrohen ganze Landstriche, während extreme Hitzewellen unseren Alltag grundlegend verändern. 2024 war das erste Jahr, in dem die Durchschnittstemperatur mehr als 1,5 Grad seit Beginn der Aufzeichnungen überschritten hat. Verantwortlich dafür sind vor allem hohe Emissionen menschengemachter Treibhausgase, die das System aus dem Gleichgewicht bringen und schwer umkehrbare Veränderungen herbeiführen.
Lösungen von Versicherern für Nachhaltigkeit
Um das Investitionsrisiko in nachhaltige Projekte wie Recyclinganlagen oder Windparks zu minimieren, haben einige Versicherer innovative Lösungen entwickelt. Diese Ansätze reduzieren nicht nur die Kosten, sondern fördern auch einen schnelleren Übergang zu Netto-Null-Emissionen. Die Studie von Sustainable Switzerland im Auftrag der Boston Consulting Group zeigt, dass wenn Privatpersonen wissen, dass ihr Investment durch potenzielle Risiken nicht gefährdet ist, sie eher bereit sind, in Häuser oder andere Vermögenswerte zu investieren. Das gleiche gilt für Unternehmer, die eher bereit sind neue Geschäftsideen umzusetzen, wenn sie wissen, dass sie durch unvorhergesehene Ereignisse nicht ruiniert werden.
Das Geschäftsmodell der Versicherungsbranche basiert auf dem Solidaritätsprinzip, das über die reine Risikoabsicherung hinausgeht. Versicherungen können durch Investitionen in nachhaltige Projekte und Technologien einen beträchtlichen Einfluss auf die ökologische und soziale Transformation ausüben. Dabei gewinnen ökologische, soziale und Governance-Kriterien (ESG-Kriterien) zunehmend an Bedeutung, da sie helfen, Risiken durch Umweltschäden und extreme Wetterereignisse besser zu bewerten.
Versicherer integrieren Nachhaltigkeitskriterien
Immer mehr Versicherungsunternehmen, auch in der Schweiz, integrieren Nachhaltigkeitskriterien in ihre Policen und Produkte. Der Nachhaltigkeitsbericht von Zielke Rating GmbH zeigt die Resultate der Untersuchung des Jahres 2022, wobei 21 Versicherer aus verschiedenen europäischen Ländern in den Bereichen Umweltverantwortung, sozialem Engagement und Unternehmensführung untersucht wurden. Die AXA-Gruppe belegte mit 5,30 Punkten den ersten Platz, gefolgt von der Zurich Insurance Group mit 5,28 Punkten und Baloise sowie Helvetia mit jeweils 4,81 Punkten.
Für die Versicherungswirtschaft bleibt Nachhaltigkeit ein zentrales strategisches Thema, weil langfristige ökonomische Risiken unmittelbare Auswirkungen auf das Kerngeschäft haben. Ihr fundiertes Risikomanagement trägt erheblich zur sozial-ökologischen Transformation des Wirtschaftsstandorts Schweiz bei.
Obwohl die Regierung Trump den positiven Trend zur Energierevolution in den USA abbremsen könnte, wird sie dennoch nicht in der Lage sein, ihn aufzuhalten. Auch dann nicht, wenn wie die Internationale Energie-Agentur prognostizierte, der weltweite Strombedarf bis 2030 nicht bis nahezu die Hälfte, sondern 40 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt sein wird. Vielleicht kann Trump ja eines Besseren belehrt werden, wenn Unwetter und starke Winde seine Betonfrisur durcheinander bringen?
Binci Heeb
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