Broker zwischen Regulierung und Digitalisierung

8 August, 2025 | Aktuell Allgemein

Die Schweizer Brokerbranche steht an einem Wendepunkt: Einerseits verschärfen sich die regulatorischen Auflagen durch die FINMA, andererseits eröffnet die Digitalisierung neue Chancen für effizientere Prozesse und besseren Kundendialog. Zwischen Druck und Innovation entscheidet sich, wie zukunftsfähig die Branche bleibt.

Die Stimmung unter den Brokern ist angespannt: Statt einer reinen Missbrauchsaufsicht etabliere die FINMA eine Finanzaufsicht «der übelsten Sorte», so der Tenor am Userday von WMC. Dabei verwalten Broker selbst kein Kundengeld. Neue Gebühren, zusätzliche Stellen bei der FINMA und immer strengere Kontrollen treiben die Kosten in die Höhe, ohne erkennbaren Nutzen für den Endkunden. Besonders brisant: Die Registrierungsgebühren steigen von 150 auf 475 Franken und damit mehr als das Dreifache. Branchenvertreter kündigen Widerstand in Bern an.

Von der Pflicht zum Lifestyle

Parallel dazu zeigt die Branche, dass sie mehr kann als Regulierung ertragen. Broker-Softwarelösungen wie Brokerstar entwickeln sich vom reinen Verwaltungsinstrument hin zur Beratungsplattform. Ziel ist es, Kundendaten nicht nur zu erfassen, sondern daraus echte Mehrwerte zu generieren, beispielsweise durch Risikoanalysen oder automatisierte Offerten.

Das Kundenportal wird so zum Kommunikationskanal und Bindungsinstrument. «Sicherheit schafft Freiheit und damit Lifestyle», so die Botschaft: Versicherungen sollen nicht mehr als lästige Pflicht, sondern als Teil eines modernen Lebensgefühls verstanden werden.

Daten als Treibstoff der Zukunft

Ein zentrales Thema bleibt das Datenmanagement. Noch dominieren Insellösungen und manuelle Eingaben, die Fehler und Ineffizienz fördern. Künftig sollen Schnittstellen, Automatisierung und Künstliche Intelligenz den Arbeitsalltag der Broker erleichtern. KI wird dabei nicht als Ersatz, sondern als Werkzeug gesehen: vergleichbar mit einem Bildhauer, der aus Rohmaterial nach und nach Konturen herausarbeitet.
Erst wenn Daten sauber strukturiert und automatisiert verarbeitet werden, können Broker ihre Beratungsrolle stärken und sich im Wettbewerb behaupten.

Medien, Marketing und Nachwuchs

Auch im Bereich Kommunikation verändert sich vieles. thebrokernews selbst setzt auf Kooperationen statt Bezahlschranken: Hochwertige Interviews, Podcasts und Content-Marketing-Angebote sollen Versicherer und Broker bei ihrer Aussendarstellung unterstützen.

Ein weiteres drängendes Thema: Nachwuchs. Junge Talente schrecken beim Wort «Versicherung» oft zurück. Umso wichtiger sei es, die Attraktivität der Branche zu betonen als dynamisches Feld mit digitalen Chancen und gesellschaftlicher Relevanz.

Aufbruch trotz Gegenwind

Zwischen steigenden regulatorischen Belastungen und wachsendem Digitalisierungsdruck steht die Brokerbranche unter Zugzwang. Doch die Richtung ist klar: Wer Daten intelligent nutzt, Prozesse automatisiert und den Kunden in den Mittelpunkt stellt, kann den Wandel aktiv gestalten.

Die Branche braucht dabei nicht nur technische Innovation, sondern auch politische Schlagkraft und kommunikative Stärke. Nur so bleibt sie ein verlässlicher Partner und ein spannendes Arbeitsfeld für die nächste Generation.

Binci Heeb


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