Paul the Insurer 16: Quantensprünge im Backend
30 Oktober, 2025 | Aktuell Allgemein Podcasts
Quantum Computing gilt als nächste grosse Technologie-Revolution. Für die Versicherungsbranche jedoch wird sie zunächst mit enormer Wirkung auf Risikomodelle, Pricing, Simulationen und Compliance im Verborgenen wirken.
Quantum Computing ist ein Hype-Thema. Doch während spektakuläre Schlagzeilen von Durchbrüchen in Forschung und Kryptografie berichten, wird der eigentliche Wandel in der Versicherungsbranche eher leise stattfinden. Hinter Kulissen, tief in Rechenzentren, dort wo Rechenleistung heute an Grenzen stösst.
Digitale Assistenten wie «Pavel» analysieren bereits mögliche Auswirkungen auf das Versicherungsgeschäft und die Perspektiven sind weitreichend.
Neue Dimensionen im Risikomanagement
Rückversicherungsportfolios bestehen aus unzähligen Variablen: Regionen, Vertragsstrukturen, Deckungslimits, Laufzeiten. Deren optimale Kombination zu finden, gleicht der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen.
Quantum Computing beschleunigt diese Optimierung massiv. Milliarden möglicher Varianten lassen sich simultan analysieren. Das Ergebnis: effizientere Portfolios, besser kalkulierte Risiken, stabilere Märkte.
Schnellere Katastrophensimulationen
Ob Hurrikan, Erdbeben oder Waldbrand, Versicherer simulieren regelmässig Szenarien mit Tausenden Durchläufen. Besonders seltene, extreme Ereignisse sind heute schwer zu modellieren.
Quantum-basierte Monte-Carlo-Simulationen sollen diese Berechnungen drastisch beschleunigen. Das verbessert nicht nur die Preisgestaltung, sondern auch die Resilienz gegenüber Klimarisiken.
Schärferer Blick auf Betrug
Fraud Detection ist ein ewiges Rennen gegen komplexe Netzwerke aus Ansprüchen, Datenpunkten und Verbindungen. Quantum-gestützte Graphanalyse und maschinelles Lernen können versteckte Muster schneller erkennen als klassische Systeme.
Das Potenzial: Milliardenverluste pro Jahr liessen sich reduzieren.
Individuelles Pricing in Echtzeit
Hyper-personalisierte Tarife gelten als Zukunftsmodell der Branche. Doch ihre Berechnung ist mathematisch extrem anspruchsvoll. Quantum Computing ermöglicht eine zeitnahe Optimierung über Millionen Parameter hinweg, vom Fahrverhalten über Gesundheitsdaten bis zur Lebensphase.
So wird Versicherung noch massgeschneiderter.
Bessere Prognosen für Reserven und Claims
Gerade bei unsicheren oder seltenen Risiken stossen klassische Modelle an Grenzen. Quantum Computing kann mit probabilistischen Methoden — etwa in verfeinerten Bayesian Networks — präzisere Vorhersagen liefern. Das stärkt Reservemanagement und Risikovorsorge.
Klimarisiken: der lange Blick nach vorn
Langfristige Klima- und Umweltmodelle gehören zu den komplexesten Simulationen überhaupt. Quantum-Technologie kann dabei helfen, Umweltinteraktionen besser zu verstehen und Portfoliorisiken robuster zu bewerten.
Für Versicherer wird das essenziell, regulatorisch und wirtschaftlich.
Regulatorik schneller bedienen
Solvency- und Kapitalmodelle basieren auf stochastischen Gleichungen, die enorme Rechenleistung erfordern. Quantum-Algorithmen versprechen hier erhebliche Geschwindigkeitsvorteile.
Das erleichtert Nachweise und Prüfungen gegenüber Aufsichtsbehörden und erhöht die Sicherheit des Systems insgesamt.
Die Zukunft rechnet anders
Quantum Computing wird die Versicherungsbranche nicht über Nacht umkrempeln. Doch die Wirkung wird fundamental sein: effizientere Prozesse, präzisere Modelle, bessere Risikoabschätzung. Der Wandel beginnt im Backend und endet mit spürbaren Vorteilen für Kundinnen und Kunden.
Wer diese Entwicklung verstehen will, muss nicht Physik studieren. Ein Blick hinter die Kulissen genügt und vielleicht ein Gespräch mit digitalen Assistenten wie «Pavel».
Binci Heeb
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