Innovation, KI und Kundenerlebnis an den Swiss InsurTech Hub Summit & Awards 2025
14 November, 2025 | Aktuell Allgemein
Die Swiss InsurTech Hub Summit & Awards-Veranstaltung 2025 in Zürich brachte die Innovatoren der Versicherungsbranche zusammen: Von den Strategen der grossen Player bis zu Vordenkern aus Startups und Technologieunternehmen. Im Zentrum standen die grossen Fragen der Zeit: Wie bleibt die Branche in einer unsicheren Welt innovativ, menschlich und relevant.
«Innovation ist kein Einzelkampf, sondern ein Gemeinschaftsprojekt», sagte Silvia Signoretti, Präsidentin und Mitgründerin des Swiss InsurTech Hub, zur Eröffnung. Gemeinsam mit Brijesh Luthra und Sharan Kaur skizzierte sie die Vision eines offenen Ökosystems, in dem Versicherer, Technologiepartner und Startups zusammenarbeiten, um Wandel aktiv zu gestalten.
Der Hub wurde vor fünf Jahren gegründet, heute zählen über 120 InsurTechs dazu. Nur etwa die Hälfte stammt aus der Schweiz. «Wir sind längst ein globales Netzwerk», so Signoretti. «Unser Ziel ist, dass Innovation kein Zufall bleibt, sondern eine gemeinsame Erfahrung wird.»
Strategie in Zeiten globaler Unsicherheit
Wie sich Versicherer auf eine unberechenbare Welt vorbereiten können, zeigte Paolo Mantero, Group Chief Strategy Officer der Zurich Insurance Group, in seiner Keynote. Er sprach über geopolitische Spannungen, Energieengpässe, die Risiken einer möglichen «KI-Blase» und die Notwendigkeit, Unternehmen widerstandsfähiger zu machen.
















«Wenn jemand behauptet, genau zu wissen, wohin die Welt steuert, hat er entweder eine sehr gute Kristallkugel oder er lügt», sagte Mantero. Sein Rezept: Diversifikation, Resilienz und Fokus. Diversifikation über Märkte, Produkte und Währungen; Resilienz durch technologische Unabhängigkeit und Cybersicherheit; und Fokus auf die Bereiche, in denen echte Chancen entstehen, wie Energie, Infrastruktur und geistiges Eigentum.
Top-Executives über die Zukunft der Branche
Ein Höhepunkt des Vormittags war das Executive Panel unter der Leitung von Roberta Profeta Head Partnerships SIH. Sie diskutierte mit drei führenden Köpfen der Branche: Marc Scheidegger, GZ Global Chief Claims Officer der Swiss Re, Pierre-Olivier Bouée, Head of FS Europe Capgemini und Claudio Gienal, CTO Europe & Health der AXA.
Das Gespräch kreiste um die Frage, wie sich Versicherer in einem Umfeld positionieren, das von technologischen Umbrüchen und gesellschaftlichen Erwartungen geprägt ist.m «Innovation darf kein Selbstzweck sein», betonte Bouée. «Sie muss immer auf den Kundennutzen einzahlen.»
Claudio Gienal sprach über die Notwendigkeit, Mut zum Experimentieren zu haben: «Wir müssen Fehler zulassen, sonst bleibt alles Theorie.» Und Marc Scheidegger ergänzte aus Sicht der Schadenabwicklung: «Technologie kann Effizienz bringen, aber Vertrauen entsteht im Kontakt mit Menschen. Das dürfen wir nie verlieren.»
Moderatorin Profeta fasste zusammen: «Die Gewinner der Zukunft sind diejenigen, die Technologie, Purpose und Menschlichkeit glaubwürdig verbinden.»
Innovation als System, nicht als Zufall
In der anschliessenden Paneldiskussion moderiert von Gregor Kaelin, Head of Financial Services bei Google Cloud, ging es um die Frage, wie etablierte Versicherer Innovation in ihre Strukturen integrieren können.
Joséphine Chamoullaud CEO von Smile Insurance, nannte Innovation «zwei Seiten einer Medaille: Kreativität auf der einen, messbarer Nutzen auf der anderen». Joel Agard, Global Head of Innovation bei Zurich Insurance, beschrieb Innovation als «Tanz auf zwei Hochzeiten»: «Wir müssen einerseits Neues erkunden, andererseits Bestehendes verbessern und beides gleichzeitig schaffen.»
Ruth Amalé, CEO des House of InsureTech Switzerland (HITS), eine Tochter der Generali Group, ergänzte:
«Innovation ist nicht die Idee, sondern das System, das Ideen wiederholbar macht.» Sie berichtete von Erfolgen mit KI-gestützten Chatbots, aber auch von Projekten, die eingestellt werden mussten: «Man muss lernen, seine Zombies zu töten.»
Vom Prozess zur Emotion – Inspiration aus anderen Branchen
Einen ganz anderen Blick auf Innovation bot Georgina Sala Gasol, Global Lead Digital Experience bei Nespresso. Sie sprach darüber, wie das Unternehmen Daten, Design und Emotionen verbindet, um ein ganzheitliches Kundenerlebnis zu schaffen «Wir messen alles – aber kaum jemand misst, wie sich Kundinnen und Kunden fühlen», sagte sie. Ihr Projekt Moments That Matter verknüpft Daten mit Emotionen: Statt nur Transaktionen zu optimieren, werden «emotionale Cluster» geschaffen, die das Kundenerlebnis auf der Gefühlsebene verbessern.
Ein Beispiel: Wenn eine Kaffeemaschine ausfällt, gehe es nicht um Technik, sondern um den Verlust eines Rituals. «Wir reparieren keine Maschine, sondern stellen den Morgen wieder her.» Ihre Botschaft an die Versicherer: «Design ist nicht, was man sieht, sondern was man fühlt. Menschen vergessen, was du gesagt hast, aber sie erinnern sich, wie du sie fühlen liessest.»
Momente, die zählen – Kundenerlebnisse im Versicherungsalltag
Im letzten Panel des Nachmittags diskutierten Pia Bodner, CEO bei Allianz Partners Schweiz, Sanjay Singh, Head of Claims, Products and Health Services bei CSS und Moderator Raphael Toitzsch, MD & Partne Boston Consulting Group über Kundenerlebnisse im Versicherungsalltag.
Bodner beschrieb die Arbeit ihrer Teams, die bei medizinischen Notfällen im Ausland helfen: «Wir koordinieren weltweit und bringen Menschen sicher zurück. Das sind die Momente, die wirklich zählen.» Singh betonte die Bedeutung von menschlicher Empathie trotz Automatisierung: «Wir bearbeiten 25 Millionen Schadensfälle im Jahr, viele davon automatisch. Aber in den entscheidenden Momenten braucht es Menschen, nicht Maschinen.».
Beide waren sich einig: Künstliche Intelligenz kann Prozesse verbessern, aber der emotionale Wert einer echten Verbindung bleibt unersetzlich. «Vielleicht wird die nächste Stufe gar nicht human touch, sondern physical AI sein.» Das Mitgefühl bleibe jedoch menschlich, so Börner.
Technologie trifft Menschlichkeit
Die Swiss InsurTech Hub Summit & Awards zeigten, dass die Zukunft der Branche weder rein digital noch rein menschlich ist, sondern eine Symbiose aus beidem. Technologie schafft Effizienz, Daten liefern Erkenntnisse, aber erst Emotionen erzeugen Vertrauen.
Oder, wie Silvia Signoretti zum Abschluss resümierte: «Moments matter, and the moment is now.»
Den Artikel über die Gewinner des Abends finden Sie am Montag, 17. November 2025. bei thebrokernews.
Binci Heeb
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