Abnehmspritze: Zahlt die Versicherung bei Adipositas?
30 Oktober, 2023 | Aktuell Nicht kategorisiert
Saxenda, Ozempic, Wegovy: Diese Medikamente helfen nicht nur bei Diabetes 2, sie unterstützen auch beim Abnehmen. Während für Diabeteskranke die Spritzen von der Krankenkasse übernommen werden, können sie zum Off-Label-Use selbst bezahlt werden. Dies führt zu erheblichen Lieferengpässen. Diabetiker können gelegentlich nicht mit dem gewünschten Medikament versorgt werden – auch in der Schweiz.
Rund eine halbe Million Menschen leiden in der Schweiz an Diabetes. Weltweit ist etwa die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig (gilt ab einem Body Mass Index BMI von 25). In der Schweiz sind dies rund 42 Prozent, davon sind 11 Prozent adipös (ab einem BMI von 30). Zu Übergewicht und Adipositas führen unter anderem eine ungesunde Ernährung wie viel Süsses, Convenience-Food, etcetera. Es können jedoch auch erbliche Einflüsse, psychische Faktoren, bestimmte Medikamente oder hormonelle Stoffwechsel-Erkrankungen ursächlich sein. Je höher die Zahl übergewichtiger Menschen, desto mehr Folgeerkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt und Diabetes, sind die Folge.
Lieferschwierigkeiten
Der dänische Hersteller Novo Nordisk kommt mit der Produktion nicht hinterher. Dies führt zu weltweiten Lieferengpässen. Es betrifft vor allem Diabeteskranke, die das Medikament nicht absetzen dürfen. Der Grund ist, dass seit Kurzem der Saxenda, Ozempic– oder Wegovy-Wirkstoff Semaglutid auch zur Bekämpfung von Übergewicht zugelassen ist. Ärzte können die Medikamente auch zum Off-Label-Use verschreiben, wobei Patienten selber bezahlen. Die Packung Ozempic mit vier Dosen zum Spritzen kostet rund 130 Franken und reicht für einen Monat.
Ozempic: Elon Musk gibt es zu
Einer der wenigen Prominenten, die zugeben, mithilfe von Ozempic 15 Kilo abgenommen zu haben, ist Unternehmer Elon Musk. Wie immer, führen die meisten dazu befragten Promis ihren gesunden Lebenswandel ins Feld. Einen Haken hat das Medikament neben den Nebenwirkungen auch: Setzt man es ab, nimmt man wieder zu. Es soll noch im Laufe des Jahres, auch in der Schweiz, als reines Übergewichtsmedikament auf den Markt kommen.
Wie wirkt Semaglutid?
Der letzte Ausweg bei schwer adipösen Patienten war bisher die Magenbandoperation. Semaglutid wäre eine Alternative, da es dazu führt, dass das Verlagen nach Nahrungsaufnahme geringer wird. Es wirkt auch im Gehirn und zwar im Hypothalamus, dem Zentrum für Appetitregulation. Das Medikament bewirkt, dass das Gehirn ein Sättigungssignal aussendet. Die Lust zu essen sinkt. Ausserdem befiehlt das Gehirn dem Magen nach Einnahme von Semaglutid, das Essen länger im Magen zu behalten. Auch das führt zu längerem Sättigungsgefühl und in der Folge zu Gewichtsverlust.
Welche Nebenwirkungen haben Abnehmspritzen?
Medikamente mit dem Wirkstoff Semaglutid greifen stark in die Körperfunktionen ein. Verschiedene Nebenwirkungen können auftreten. Dazu gehören: dauerhafte Übelkeit, dauerhaftes Völlegefühl, Erbrechen, Verstopfung, Kopfschmerzen, Durchfall und Bauchspeicheldrüsenentzündungen. Deshalb müssen diese Medikamente unbedingt unter ärztlicher Betreuung eingenommen werden. Da die Nebenwirkungen häufig nur eine begrenzte Zeit lang auftreten, wird die Dosis meist langsam gesteigert.
Welche Krankenkassen bezahlen die «Abnehmspritze»?
Assura, die CONCORDIA , CSS und SWICA bezahlen die Arzneimittel aus der Grundversicherung (OKP) gemäss Indikation und Limitation der Spezialitätenliste (SL). Saxenda ist als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität zurt Gewichtsregulierung bei Adipositas zugelassen und wird entsprechend der SL-Limitierung über die OKP bezahlt. Ozempic ist als Antidiabetikum zur Behandlung von unzureichend kontrollierten Typ2 Diabetes zugelassen und nicht zur Gewichtsreduktion bei adipösen Patienten. Entsprechend wird es nur bei Patienten mit Diabetes bezahlt.
Das Bundesamts für Gesundheit (BAG) legt fest, welche Präparate für welche Indikation und mit welcher Limitierung von der obligatorischen Krankversicherung vergütet werden. Die Versicherer sind an diese regulatorischen Vorgaben gebunden.
Selbstverständlich darf es keine Lieferschwierigkeiten bei den auf Semaglutid basierenden Medikamenten mehr geben und es müssen alle an Diabetes Typ 2-Erkrankte als erste bedient werden. Es darf aber nicht vergessen werden, dass die Spritzen auch bei an Adipositas leidenden Menschen viele Erkrankungen vorbeugen und damit weniger Kosten für die Krankenkassen verursachen.
Binci Heeb
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