Bewe: Essgewohnheiten mit Spielen umprogrammieren
11 August, 2025 | Aktuell Allgemein
Bewe (ehemals Neuria) ist ein Schweizer Health-Tech-Start-up aus Freiburg, das mit seiner App mithilfe von Spieledesign die Belohnungszentren im Gehirn beeinflusst. Das Ergebnis: 30 Prozent weniger Heisshunger und Konsum ungesunder Lebensmittel, zwei laufende Pilotprojekte mit einem Krankenversicherer, einem französischsprachigen Schweizer Krankenhaus, und Urlaub von ungesunden Gewohnheiten. Die beiden Mitbegründer Frédérik Plourde (CEO) und Lucas Spierer (CSO) können mittlerweile auf 11 Mitarbeiter zählen.
Im Interview vor rund einem Jahr befand sich Neuria, heute Bewe, noch in der Proof-of-Concept-Phase. Heute laufen zwei Projekte, eines mit einem Krankenversicherer und ein weiteres mit einem Spital in der französischsprachigen Schweiz. Die App ist auf Abonnementbasis erhältlich und soll Nutzer dazu animieren, mindestens drei Wochen lang täglich fünf bis zehn Minuten zu spielen.
Laut Angaben des Startups und wissenschaftlichen Publikationen gaben 95 Prozent der Teilnehmenden eine 30-prozentige Reduktion des Verlangens nach ungesunden Lebensmitteln und des Konsums dieser an. Das Ziel der Action-Game-Routine ist es, wiederholt einen Konflikt zwischen dem natürlichen Verlangen nach Junkfood und der Aufgabe, diesem in einem zeitlich begrenzten Kontext zu widerstehen, zu erzeugen, wodurch sich schliesslich die Reaktion des Gehirns auf diese Lebensmittel verändert.
Das erste auf Neurowissenschaften basierende Handyspiel bekämpft Heisshunger auf neuronaler Ebene und hilft dabei, auf spielerische Weise dauerhafte, gesündere Essgewohnheiten zu entwickeln.
Was ist inzwischen passiert?
1. Name und Finanzierung
Das Unternehmen firmiert nun unter dem Namen Bewe (ehemals Neuria) und erhielt insgesamt über 1,2 Millionen CHF an Mitteln, darunter Venture Kicks, Future of Health Grant, Innosuisse, Universität Freiburg, CHUV, FIT tech, Promotion Fribourg, Biopole und Angel-Investoren, um die kommerzielle Alpha-Version weiterzuentwickeln und den Vertrieb und das Marketing auszubauen.
2. Pilotprojekte in der konkreten Umsetzung
Seit Juli 2025 laufen die beiden angekündigten Pilotprojekte mit der Integration der App in die Präventionsprogramme eines Krankenversicherers und ihrem Einsatz als ergänzendes Instrument bei konsumbezogenen Erkrankungen in Krankenhäusern in der französischsprachigen Schweiz.
3. Wissenschaftlicher Fortschritt und Validierung
Bewe verwendet ein neurokognitives Trainingssystem, das auf rund 15 Jahren Forschung basiert, patentiert und in mobile Spiele integriert wurde. Ziel ist es, die Belohnungssysteme dauerhaft neu zu vernetzen, um das Verlangen langfristig zu reduzieren.
4. Auswirkungen und Messwerte aus 4 doppelblinden randomisierten Studien im Labor mit über 550 Teilnehmern
In ersten Studien zeigt die App nach 3 Wochen mit 5-10 Minuten Spielzeit täglich:
- bis zu 28 Prozent weniger Konsum ungesunder Lebensmittel,
- 21 Prozent weniger Heisshunger
- und 95 Prozent der Nutzer berichten von Effekten, die länger als sechs Monate anhalten, ohne strenge Diäten oder grosse Willenskraft.
Wie geht es weiter?
Bewe hat den Übergang vom Startup zur marktfähigen Lösung geschafft, indem es seinen Namen geändert, sich Finanzmittel gesichert, zwei wichtige Pilotprojekte gestartet und in ersten Nutzerstudien messbare Erfolge erzielt hat.
Das Abonnementmodell (60 CHF pro Monat) konzentriert sich vorerst auf Partnerschaften mit Versicherern, Kliniken und Gesundheitsfachleuten mit direkter menschlicher Betreuung und Nachverfolgung. Mit einer Pipeline von über 34 Millionen CHF in Aussicht und einer kommerziellen Markteinführung in der Schweiz und den USA in naher Zukunft ist Bewe auf Wachstumskurs. Mit nachhaltigen Lösungen für übergewichtige Menschen will Bewe den Markt für Abnehm-Apps im Wert von 1 Milliarde CHF revolutionieren. Mit Europa und den Vereinigten Staaten als Hauptmärkten plant das Startup, bis Anfang 2026 eine Version ohne menschliche Interaktion direkt für Verbraucher auf den Markt zu bringen, die für etwa 15 US-Dollar pro Monat für jedermann erhältlich sein wird.
Was bleibt gleich – und was hat sich geändert?
Das gamifizierte Abonnementmodell mit einer täglichen Anwendungszeit von 5–10 Minuten über mindestens drei Wochen ist gleich geblieben. Neu sind bestehende Pilotprojekte mit dem Krankenversicherer und einem Spital in der Westschweiz in der praktischen Anwendung sowie der erste messbare Effekt: eine signifikante Reduktion des Heisshungers und des Konsumverhaltens.
Status heute vs. vor einem Jahr
| Aspekt | Damals (Neuria) | Heute (Bewe) |
|---|---|---|
| Name | Neuria | Move |
| Finanzierung | geplant | CHF 150 000 Venture Kick erhalten |
| Pilotprojekte | in Planung: Krankenversicherer + Spital | aktiv: Versicherungs-Programm, französischsprachiges Spital in der Schweiz |
| Abonnenmentmodell | ja, ca. CHF 60/Monat, app-basiert | unverändert, B2B + D2C |
| Nutzerfeedback | 95 % positiv, 5-10 Minuten täglich | Messbare Auswirkungen: -28 % ungesunde Lebensmittel, -21 % Heisshunger |
Ausblick
Bewe befindet sich im Übergang von der Proof-of-Concept-Phase zur Pilotphase und bald zur Beta-Phase: Die App ist nun in reale Präventionsstrukturen integriert und erste klinische Erfahrungen fliessen in die Optimierung ein. Mit wachsendem Interesse internationaler Partner und einer bevorstehenden Serienfinanzierung bleibt das Unternehmen auf Kurs für die Skalierung.
Binci Heeb
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