Caelus.space: Wie Weltraumtechnologie die Versicherungsbranche neu erfindet
10 November, 2025 | Aktuell Allgemein Interviews Nicht kategorisiert
An der Schnittstelle zwischen Satellitentechnologie, Geodaten und Versicherungswesen entwickelt Caelus.space Lösungen, mit denen Bodenbewegungen erkannt werden können, bevor Schäden entstehen.
Gründer Amit Helman von Caelus.space erklärt, wie die «Weltraumrevolution» die Risikomodellierung verändert, warum Zusammenarbeit wichtig ist und was Versicherer wissen müssen, wenn neue Datenebenen das Underwriting und die Schadenbearbeitung neu gestalten.
Amit Hellman, können Sie uns kurz die Entstehungsgeschichte von Caelus.space vorstellen? Welches Problem wollten Sie ursprünglich lösen, und wie hat sich daraus ein InsurTech-Angebot entwickelt?
Meine Verbindung zur Welt der Geotechnik und Fernerkundung war schon immer eine meiner grössten Leidenschaften. In den letzten Jahren habe ich Erfahrungen in Entwicklungs- und Managementfunktionen in der Fernerkundungsbranche gesammelt und gleichzeitig geotechnische Studien an der Universität absolviert. Ich war ständig auf der Suche nach einer Möglichkeit, diese beiden Disziplinen zu kombinieren, um etwas Positives zu bewirken.
Während ich diese Reise fortsetzte, erfuhr ich von einem konkreten Fall in Israel, wo ein ganzes Stadtviertel langsam einen Hang hinunterrutschte und Schäden in Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar verursachte. Dadurch inspiriert, entwickelte ich eine Methodik, um zu prüfen, ob sich die Bewegung schon in einem frühen Stadion erkennen lässt.
Die ersten Ergebnisse waren sehr ermutigend. Wir erhielten zahlreiche Fallstudien von Partnern und Organisationen weltweit zur Validierung, und in jedem einzelnen Fall konnten wir die sich entwickelnden Schäden Monate und sogar Jahre im Voraus erfolgreich beobachten und vorhersagen.
Diese tiefgreifende Erkenntnis über unsere Vorhersagefähigkeit führte uns natürlich zum Versicherungssektor. Versicherer können diese einzigartigen Erkenntnisse nutzen, um nicht nur ihr Portfolio zu erweitern und Risiken effektiver zu managen, sondern vor allem auch, um die Sicherheit ihrer Endkunden zu gewährleisten.
Ihre Plattform konzentriert sich auf die Früherkennung von Bodenbewegungen wie Bodensenkungen und Landverformungen. Welche Technologien ermöglichen diese Vorhersagefähigkeit und wie unterscheidet sie sich von der traditionellen Risikobewertung?
Unsere Vorhersagefähigkeit basiert auf einem robusten, fünfstufigen Motor, der fortschrittliche Sensortechnologien meisterhaft integriert. Im Kern nutzen wir eine Konstellation von über 29 Satelliten und stützen uns dabei grundsätzlich auf Synthetic Aperture Radar (SAR) und Multispektralbilder als unsere Datengrundlage. Die wahre Innovation liegt in der Verschmelzung dieser leistungsstarken Fernerkundungsdaten mit der Geotechnik. Einerseits nutzen wir maschinelle Lernmodelle, um zahlreiche wichtige geotechnische Parameter direkt aus den Satellitendaten zu extrahieren. Andererseits erkennen wir durch ausgefeilte Signalverarbeitung strukturelle Bewegungen mit aussergewöhnlicher Genauigkeit bis zu nur 2 mm für jede von uns kartierte Struktur.
Durch die Kombination dieser präzisen, realen Daten mit einem Deep-Learning-Modell haben wir eine Engine geschaffen, die in der Lage ist, für jedes Gebäude weltweit eine Vorhersage für die sich entwickelnden Gefahren von Bodenbewegungen zu liefern. Dieser Ansatz verändert die Risikobewertung grundlegend von einem reaktiven Prozess, der auf historischen Schadensfällen und sichtbaren Schäden basiert, zu einem proaktiven und vorhersagenden Prozess, der es Versicherern ermöglicht, Risiken Monate oder sogar Jahre vor dem Eintritt eines katastrophalen Schadens oder Anspruchs zu identifizieren und zu mindern.
Sie haben im Infrastrukturbereich angefangen, bevor Sie in den Versicherungsbereich expandiert sind. Was hat diesen strategischen Wandel ausgelöst, und welche wesentlichen Unterschiede sehen Sie zwischen den beiden Märkten?
Wir haben im Infrastrukturbereich angefangen und sind dort mit Projekten in den USA, Israel und sogar Indien nach wie vor sehr aktiv. Der Hauptauslöser für den strategischen Wandel hin zum Versicherungsbereich war die Erkenntnis, dass wir über Vorhersagefähigkeiten verfügen. Als wir sahen, dass wir Ausfälle Monate oder Jahre im Voraus zuverlässig vorhersagen konnten, wussten wir, dass diese Erkenntnis das Risikomanagement auf globaler Ebene und im gesamten Portfolio verändern könnte, also genau dort, wo die Versicherungsbranche tätig ist.
Sowohl der Infrastruktur- als auch der Versicherungsmarkt zeigen zwar eine zunehmende Offenheit für neue, disruptive Technologien, aber die Betriebszyklen unterscheiden sich erheblich.
Im Infrastrukturmarkt sind die Dinge im Allgemeinen überschaubarer. Die Infrastruktur selbst gehört unserem direkten Kunden, sei es einem technischen Leiter, Sicherheitsmanager oder Wartungsleiter. Wenn wir ein Risiko identifizieren, gibt es eine klare Befehlskette und ein unmittelbares Interesse, zu handeln. Wenn wir eine Verformung feststellen, die einen Schaden von 10 Millionen Dollar an einer wichtigen Verkehrskreuzung verursachen könnte, müssen wir nicht mehrere Interessengruppen ausserhalb ihres operativen Bereichs überzeugen; sie können einfach handeln, zum Beispiel durch die Öffnung eines Entwässerungskanals in einer Stützmauer. Der Verkaufszyklus ist daher kürzer, und der Schaden, den wir verhindern, kann oft den Unterschied zwischen Arbeitsplatzsicherheit und einem schweren Karriereknick für die verantwortliche Partei ausmachen.
Die Versicherungswelt hingegen erfordert Geduld und Zeit, um Vertrauen aufzubauen und sich in den Betriebsablauf zu integrieren. Wir verstehen das. Die Personen, die für die Umsetzung unserer Lösung verantwortlich sind, sind Teil einer riesigen Wertschöpfungskette. Es braucht Zeit, bis ein grosses Unternehmen genau versteht, an welcher Stelle in dieser Kette die Lösung benötigt wird und wie gross das Problem ist. Wenn wir beispielsweise erstmals Abteilungen wie Naturkatastrophen (NatCat) oder Business Development ansprechen, verfügen diese oft nicht über genaue Daten zum Ausmass des Problems der Bodenbewegungen in ihrem Portfolio. Erst nach einer eingehenden Analyse ihrer Schadensstatistiken erkennen sie das wahre Ausmass des Problems. Zudem erschweren vorgegebene Abläufe wie mehrjährige Arbeitspläne eine schnelle Implementierung neuer Technologien.
Frankreich erlitt im letzten Jahr Verluste in Höhe von über 1,2 Milliarden Euro aufgrund von Bodensenkungen, was zu einer Prämienerhöhung von 20 Prozent führte. Wie können Versicherer Ihre Erkenntnisse nutzen, um solche Kostensteigerungen zu mindern oder sogar zu verhindern?
Die Situation in Frankreich ist ein Paradebeispiel dafür, wie der Klimawandel neue, unkontrollierte systemische Risiken für die Versicherungsbranche schafft. Insbesondere Frankreich hat aufgrund des Klimawandels rekordverdächtige Dürren und Niederschlagsschwankungen erlebt, was zu einem erhöhten Risiko von Bodenbewegungen geführt hat. Die Schadenssumme von 1,2 Milliarden Euro ist alarmierend, zumal der Staat Bodensenkungen in den meisten Fällen nicht als Nat Cat einstuft, sodass Kunden gezwungen sind, ihre Versicherer zu verklagen, die letztendlich die Kosten tragen müssen.
Das Kernproblem ist das Fehlen eines präzisen, kontinuierlichen und skalierbaren Tools, um zu verstehen, wo diese Schäden entstehen. Caelus.space löst dieses Problem direkt, indem es eine prädiktive Risikoanalyse auf Objektebene für ein gesamtes nationales Portfolio bereitstellt. Wir ermöglichen es Versicherern, diesen Kostenanstieg auf drei entscheidende Arten zu mindern:
- Portfolioweite Risikobewertung: Wir berechnen den spezifischen Risikowert für jedes einzelne Objekt in einem Land wie Frankreich. So kann der Versicherer seine erwarteten jährlichen Portfolioverluste aufgrund von Bodenbewegungen für das kommende Jahr genau quantifizieren und von aggregierten Modellen zu präzisen Finanzprognosen übergehen.
- Proaktive Schadensverhütung: Dies ist unser leistungsstärkstes Instrument. Wir können sich abzeichnende Gefahren am Eigentum des Kunden Monate oder sogar bis zu zwei Jahre im Voraus erkennen. Durch die genaue Lokalisierung des sich abzeichnenden Problems innerhalb des Hauses ermöglichen wir eine minimale frühzeitige Intervention, um einen potenziell katastrophalen Schaden in sechsstelliger Höhe zu verhindern.
- Verfeinertes Underwriting und Risikotransfer: Wenn der Kunde nicht bereit ist, mit dem Versicherer zusammenzuarbeiten, um das identifizierte Risiko zu mindern, liefern unsere Daten dem Underwriter die objektiven, detaillierten Beweise, die er benötigt, um fundierte Entscheidungen zu treffen. So kann der Versicherer bestimmte quantifizierte Senkungsrisiken aus der Police ausschliessen und damit Haftungsrisiken vermeiden, bevor sie eintreten.
Viele Startups verlieben sich in ihre Technologie, anstatt sich auf die tatsächlichen Geschäftsanforderungen der Versicherer zu konzentrieren. Wie stellen Sie sicher, dass Caelus.space kundenorientiert bleibt und nicht technologieorientiert?
Nach über 200 Gesprächen mit Führungskräften der Branche haben wir ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse des Sektors gewonnen: von der Frage, an wen man sich wenden sollte, über das Verständnis des jährlichen Entscheidungszyklus bis hin zur dringenden Notwendigkeit, regulatorische Rahmenbedingungen und Standards wie DSGVO, DORA, ISO und SOC einzuhalten.
Wir haben schnell eine zentrale Tatsache verstanden: Der Kunde wünscht sich technologischen Wandel, aber das operative «Schiff» muss ohne grössere Störungen in seiner aktuellen Richtung weiterfahren. Daher basiert unser Ansatz darauf, Hindernisse für den Einstieg und die Integration zu beseitigen.
Wir benötigen keine internen Daten vom Kunden, um zu beginnen. Wir müssen lediglich wissen, welches Land oder Portfolio er überwachen möchte. Dann wenden wir unsere Technologie an, um die erste Datenebene bereitzustellen.
Wenn wir die Proof-of-Concept-Phase (POC) erreichen, halten wir uns nicht zurück. Wir öffnen die «Motorhaube» vollständig und präsentieren alle fünf Stufen unseres Modells, um sicherzustellen, dass der Kunde die Tiefe des Produkts versteht. Wir bieten eine Risikobewertung auf Gebäudeebene sowie mehr als 15 zusätzliche Statistiken.
Wir haben früh erkannt, dass der Aufbau eines komplexen CRM-Systems für Versicherer unnötig ist und nur eine weitere Hürde darstellen würde. Stattdessen passen wir uns dem Tempo des Kunden an. Wir liefern die Rohdaten und verarbeiteten Daten, die Ihre Teams benötigen, im einfachsten und zugänglichsten Format: über eine einzige API oder über einfache GIS-Ebenen (Geographic Information System).
Was bedeutet die aktuelle «Weltraumrevolution» für die Versicherungsbranche? Welche neuen Datenebenen oder Funktionen werden in den nächsten drei bis fünf Jahren die grössten Veränderungen bewirken?
Die aktuelle «Weltraumrevolution» ist eine elektrisierende Kraft, die die Versicherungsbranche tiefgreifend verändert. Angetrieben durch einen beispiellosen Anstieg der Orbitalnutzung mit über 12.000 Satelliten, die die Erde umkreisen, und mindestens 60 weiteren, die jede Woche gestartet werden, verändert die technologische Konvergenz von fortschrittlicher KI und verbesserter Optik das Risikomanagement grundlegend. Das Herzstück dieser Transformation sind die rund 3.000 aktiven Erdbeobachtungssatelliten (EO), die «Hunderte verschiedener Arten der Überwachung und Modellierung» ermöglichen, von denen die Versicherungsbranche direkt profitiert.
Nehmen wir eine grosse Katastrophe als Beispiel: Wenn am Nachmittag ein Tornado über ein Gebiet hinwegfegt, kann der genaue Ort der Schäden und Überschwemmungen noch am selben Abend ermittelt und an die Versicherer übermittelt werden. Diese sofortige, flächendeckende Bewertungsmöglichkeit ist zwar für die Beschleunigung der Schadenbearbeitung und die Entlastung der Kunden von unschätzbarem Wert, doch der wirklich revolutionäre Aspekt liegt in der Möglichkeit, diesen kontinuierlichen Datenstrom für ein vorausschauendes Risikomanagement zu nutzen.
Mit Blick auf die nächsten drei bis fünf Jahre wird die fortgesetzte Integration von EO-Daten mit leistungsstarker KI die transformativsten neuen Fähigkeiten hervorbringen und «jede Manipulation unseres Portfolios» ermöglichen. Das bedeutet, dass wir über allgemeine Risikomodellierung hinaus zu granularen Informationen auf Asset-Ebene gelangen. Die Weltraumrevolution verwandelt somit Orbitaldaten in hochgradig verwertbare, vorausschauende Informationen.
Caelus.space ist derzeit eigenfinanziert. Wie wirkt sich dies auf Ihre Wachstumsstrategie, Ihren Zeitplan und Ihre Produkt-Roadmap im Vergleich zu VC-finanzierten Wettbewerbern aus?
In einer Zeit, die von raschem Einsatz von Risikokapital und dem Druck zu exponentiellem Wachstum geprägt ist, schlägt Caelus.space einen ganz anderen Kurs ein. Unsere Entscheidung, finanziell unabhängig zu bleiben, ist keine Einschränkung, sondern ein grundlegender Pfeiler unserer Strategie, unseres Zeitplans und unserer Produkt-Roadmap, insbesondere im Vergleich zu VC-finanzierten Wettbewerbern.
Für uns ist Geduld das A und O. In einem spezialisierten Sektor wie der Versicherungstechnologie, in dem Vertrauen und tiefe Integration von grösster Bedeutung sind, würde eine aggressive, VC-getriebene Burn Rate einfach zu Kapitalverschwendung führen.
Dieser Ansatz hat direkten Einfluss auf unsere Wachstumsstrategie. Anstatt aggressive, kurzfristige Verkaufsziele zu verfolgen, konzentrieren wir uns auf einen echten Markteintritt, den Aufbau sinnvoller Partnerschaften und das richtige Wachstum unseres Teams. Wir sind uns der inhärenten Schwierigkeiten und langen Verkaufszyklen innerhalb der Altsysteme unserer potenziellen Kunden bewusst. Wir vermeiden es, Kunden unter Druck zu setzen, um den Verkaufsprozess zu beschleunigen. Stattdessen begleiten wir sie, verstehen ihre internen Zwänge und passen unsere Entwicklung an ihre spezifischen Bedürfnisse an.
Unsere Produkt-Roadmap spiegelt diese kundenorientierte Philosophie wider. Wir vermeiden die Versuchung, «das Rad neu zu erfinden» oder Prestigeprojekte zu verfolgen. Unser vorrangiges Engagement gilt der iterativen Verfeinerung und dem aufmerksamen Zuhören. Wenn Kunden überwiegend bestimmte Datenebenen verlangen, die in ihre Altsysteme integriert werden sollen, geben wir dem Vorrang. Unsere laufenden Bemühungen konzentrieren sich auf die kontinuierliche Verbesserung der Genauigkeit und Präzision unserer Kern-Engine, während wir gleichzeitig fleissig daran arbeiten, die Wartungskosten wo immer möglich zu reduzieren.
Letztendlich rühmen sich viele Startups damit, die «Besten der Welt» zu sein oder gewinnen in rascher Folge Auszeichnungen, doch diese Anerkennung spiegelt oft nicht das tatsächliche Tempo wider, mit dem Vertrauen aufgebaut und gemeinsam mit den Kunden umgesetzt wird. Wir hingegen entscheiden uns für Nachhaltigkeit und Vertrauen statt für Geschwindigkeit und Ausstiegsdruck.
Können Sie uns ein Pilotprojekt oder einen Proof-of-Concept (ohne vertrauliche Details) nennen, durch das Sie etwas Überraschendes über das Verhalten von Versicherern oder die Kultur der Risikoprüfung gelernt haben?
Eines unserer aufschlussreichsten Proof-of-Concepts (POCs) betraf einen grossen Versicherer, der das Risiko eines Einsturzes für ein Portfolio von sehr wertvollen, teuren Gebäuden bewerten wollte. Konkret ging es um Stützmauerausfälle und mögliche Erdrutsche in der Nähe dieser Luxusimmobilien.
Unsere Analyse ergab, dass das Risiko für das gesamte Portfolio insgesamt gering war, aber für ein besonders kritisches Gebäude stufte unsere Engine das Risiko als mittel ein. Der Grund: Unsere Geodaten identifizierten eindeutig eine aktive Erdrutschzone in der Nähe des Gebäudes, und das Gebäude selbst zeigte eine messbare Reaktion auf diese Bodenbewegung.
Das Überraschende war nicht die technische Erkennung, sondern das damit verbundene Underwriting-Dilemma. Der Versicherer legte unsere Ergebnisse seinem internen Team von Risikoingenieuren vor. Unsere Daten waren sofort von grossem Wert und sparten ihnen viel Zeit, da sie den Vermessungsingenieur präzise zur aktiven Zone leiteten und es ihnen ermöglichten, ihre Bodenuntersuchungen gezielt durchzuführen.
Als der Versicherer jedoch versuchte, selbst die einfachsten Informationen vom potenziellen Kunden, wie das Baujahr oder etwaige Gebäudezertifizierungsstandards, zu erhalten, stiess er auf Widerstand. Die Haltung des Kunden, die im Segment der vermögenden Privatkunden üblich ist, lautete im Wesentlichen: «Das ist die Situation. Finden Sie sich damit ab. Versichern Sie uns oder lassen Sie es bleiben.»
Dieser POC verdeutlichte die Informationsasymmetrie, mit der Versicherer konfrontiert sind. Ohne die vorausschauenden Erkenntnisse von Caelus.space wäre die Versicherungsgesellschaft blind für das erhebliche, sich entwickelnde Risiko in der Region geblieben und hätte möglicherweise letztlich mehrere zehn oder hundert Millionen Dollar für einen einzigen Schadenfall an einer Luxusimmobilie zahlen müssen. Unsere Technologie war das einzige objektive Instrument, das ihnen zur Verfügung stand, um angesichts der mangelnden Kooperation des Kunden eine fundierte, datengestützte Entscheidung über die Risikoprüfung zu treffen.
Sie haben an Accelerator-Programmen, dem Global InsurTech-Programm und dem Israel InsurTech Hub teilgenommen. Wie wichtig sind diese Ökosysteme für Networking, Lernen und Markteintritt?
Um die richtigen Leute zu erreichen und sich auf komplexen ausländischen Märkten zurechtzufinden, sind Verbindungen unerlässlich. Wir glauben fest an die Zusammenarbeit mit lokalen Ökosystemen, insbesondere mit den darin eingebetteten Mentoren. Für ein Unternehmen, das in einen neuen Markt eintritt, ist der beste Einstieg immer über die etablierten lokalen Versicherungsgemeinschaften und -zentren. Wir haben an zwei Programmen teilgenommen: InsurTech Israel und einem kombinierten Programm mit InsurTech Germany. Ausserdem sind wir im Swiss InsurTech Hub aktiv.
In jedem Programm trafen wir Dutzende von Führungskräften aus der Branche in verschiedenen Funktionen und erlangten ein grundlegendes, praktisches Verständnis dafür, wie die Versicherungswelt effektiv funktioniert. Insbesondere die Community von InsurTech Israel stellte uns wirklich aussergewöhnliche Mentoren und ein leistungsstarkes Netzwerk zur Verfügung, das für unser Wachstum von entscheidender Bedeutung war. Mit der Unterstützung dieser unglaublichen Mentoren und der InsurTech-Communities gelang es uns, die richtigen Entscheidungsträger zu erreichen, die anfängliche Vertrauensbarriere deutlich zu senken und ein tiefgreifendes Verständnis für den langfristigen Weg zu gewinnen, den wir gemeinsam mit unseren Partnern beschreiten.
Aus Sicht des Versicherers: Was sind die ersten drei Fragen, die er sich stellen sollte, bevor er satellitengestützte Risikoanalysen einführt?
Aus Sicht des Versicherers muss er vor der Einführung satellitengestützter Risikoanalysen drei kritische Fragen rigoros klären:
- Wie genau funktioniert das Risikomodell des Unternehmens und worin besteht sein spezifischer Wettbewerbsvorteil? Dies geht über Marketing-Jargon hinaus; der Versicherer muss die proprietäre Methodik und das einzigartige Wertversprechen verstehen.
- Was sind die validierten statistischen Kennzahlen für Präzision und Recall, und welcher Ground-Truth-Datensatz wird verwendet, um diese Angaben zu überprüfen? Transparenz hinsichtlich Genauigkeit, falsch-positiven Ergebnissen und der Qualität der für die Validierung verwendeten realen Daten ist unverzichtbar.
- Ist die Lösung auf nationaler Ebene skalierbar oder auf einen kleinen Bereich beschränkt, und wie sieht die Kostenstruktur aus? Der Versicherer muss sich vergewissern, dass der Anbieter in der Lage ist, Daten über sein gesamtes Portfolio hinweg effizient zu verarbeiten und bereitzustellen, ohne dass dabei unerschwingliche Skalierungskosten entstehen.
Wo sehen Sie Caelus.space in fünf Jahren? Welche Meilensteine würden den Erfolg sowohl auf dem Versicherungs- als auch auf dem Infrastrukturmarkt signalisieren?
Wir gehen davon aus, dass wir in fünf Jahren ein fester Bestandteil der europäischen Risikomonitoring-Landschaft sein werden. Wir rechnen mit einem deutlichen Wachstum unseres Kundenstamms im Infrastrukturbereich, insbesondere bei der Überwachung von Grossprojekten wie Strassen und Eisenbahnen. In der Versicherungswelt werden wir ein integraler Bestandteil der NetCat-Abteilungen und ein zentrales Werkzeug für Risikotechniker sein.
Unser ultimativer Erfolg wird darin bestehen, als wichtiger Partner anerkannt zu werden, der Versicherern hilft, systemische Risiken proaktiv zu reduzieren und so das Versicherungsunternehmen zu einem echten Partner zu machen, der Probleme behebt und verhindert und nicht nur in Krisenzeiten Schadensersatz leistet.
Die Fragen hat Binci Heeb gestellt.
Amit Helman, Gründer und CEO von Caelus.Space, ist Experte für Fernerkundung und Geotechnik mit 15 Jahren Erfahrung in diesem Bereich. Er ist ausserdem Universitätsdozent, hat einen ersten und zweiten Abschluss in Geotechnik und ist derzeit Doktorand in Geoinformatik. Er ist verheiratet und verbringt seine Freizeit gerne mit Offroad-Jeep-Touren, Trekking und einem guten rauchigen Whisky.
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