Exklusiv: Dreiland‑Klinikum Lörrach: Ein modernes Gesundheitszentrum für die Region Basel
25 Juli, 2025 | Aktuell Allgemein Nicht kategorisiert
Ende 2025 nimmt das Dreiland-Klinikum Lörrach planmässig seinen Betrieb auf – während zeitgleich das Claraspital in Basel von den universitären Spitälern (USB) übernommen wird. Damit formieren sich zwei bedeutende Gesundheitszentren im Dreiländereck, die beide länderübergreifende Bedeutung erhalten.
Das Universitätsspital Basel (USB), gemeinsam mit den weiteren universitären Häusern Felix Platter-Spital, Bethesda-Spital und den UPK übernimmt das Claraspitals vom Kloster Ingenbohl. Voraussetzung ist noch die Zustimmung der Wettbewerbskommission WEKO, welche bis Jahresende erwartet wird. Geplant ist, am Standort des Claraspitals ein Comprehensive Cancer Center aufzubauen, das als interdisziplinäres Zentrum der onkologischen Spitzenmedizin sämtliche onkologische Dienste inklusive Notfallstation bündelt.
«Parallel dazu werden weitere Leistungseinheiten, die bisher am Standort Clara angesiedelt waren, an das Universitätsspital Basel überführt. Durch die zusätzliche Infrastruktur am Standort des Claraspitals stehen ausreichend Flächen zur Verfügung, um den Bedarf an klinischen und administrativen Funktionen langfristig abzudecken. Damit wird das Universitätsspital Basel als Rückgrat der Gesundheitsversorgung in der Region gestärkt und wird mit vielen Vorteilen für die Patienten noch attraktiver,» sagt Caroline Johnson, Mediensprecherin USB.
So sollen Synergien genutzt, Doppelspurigkeiten vermieden und die Versorgung für Patientinnen und Patienten wie Mitarbeitende verbessert werden. Der Name «Claraspital» bleibt erhalten, ein Stellenabbau ist laut USB-Direktion nicht geplant. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Basler Regierung befürwortet die Übernahme ausdrücklich und sieht eine langfristige Stärkung der universitären Medizin in der Region.
Dreiland-Klinikum Lörrach: Zusammenschluss für die Zukunft
Zeitgleich, und von den Schweizer Medien bisher unbeachtet, entsteht direkt an der Stadtgrenze in Deutschland ein neues, grenzüberschreitendes Gesundheitszentrum: Das Dreiland-Klinikum Lörrach vereint ab Ende 2025 vier bisher getrennte Krankenhausstandorte des Landkreises unter einem Dach im Norden Lörrachs.
Der Neubau folgt einem nachhaltigen und innovativen Baukonzept: Mit rund 90,000m² Bruttogeschossfläche, 12 OP-Sälen und einem Hybrid-OP, 6 Kreisssälen, einer psychiatrischen Einheit (145 Betten) sowie einem Zentrum für muskuloskelettale Medizin und zentralisierter Notfallversorgung (ca. 35,000 Patienten/Jahr). Durch den Einsatz innovativer Hohlkörperdecken konnten rund 250 LKW-Fuhren an Beton gespart werden. Die Realisierung verläuft seit dem Spatenstich 2020 pünktlich.
Neueröffnung des Dreiland-Klinikums Lörrach aus Sicht des USB
Die Spitalleitung des Universitätsspitals Basel beobachtet die Entwicklungen der Gesundheitsversorgung im Dreiländereck mit Interesse. Die Bündelung von vier Klinikstandorten an einem Ort stellt eine zukunftsgerichtete Weichenstellung dar und greift einen Trend auf, der in vielen Gesundheitssystemen zu beobachten ist: weg von der Zersplitterung, hin zu mehr Konzentration, interprofessioneller Zusammenarbeit und Patientennähe.
Eine starke, wohnortnahe Versorgung im Raum Lörrach ist für die gesamte Region von Bedeutung. Sie kann dazu beitragen, die vorhandenen Ressourcen grenzüberschreitend besser zu nutzen, Lasten ausgewogener zu verteilen und Belastungsspitzen in der Notfallversorgung zu vermeiden.
Symbolik & Identität
Der Name «Dreiland-Klinikum Lörrach» wurde im Frühjahr 2025 aus über 100 Vorschlägen von etwa 500 Mitarbeitenden der Kliniken gemeinsam ausgewählt. Er steht für regionale Verwurzelung und grenzüberschreitende Verbundenheit mit der Schweiz und Frankreich.
Integrierter Gesundheitscampus: Mehr als ein Krankenhaus
Ergänzt wird das Klinikum durch einen neuen Gesundheitscampus. Hier entstehen: ein Ärztehaus und «Haus der Gesundheit», Reha-Angebote und Pflegeeinrichtungen, DRK-Rettungswache, Apotheke, Sanitätshaus, sowie Kita und Boarding-House für Mitarbeitende
Ein laufender Investorenwettbewerb sucht innovative Partner zur sektorenübergreifenden Umsetzung des Campus-Gedankens.
Verkehrsanbindung und Infrastruktur
Die Anbindung erfolgt aktuell über Buslinien durch das Gewerbegebiet. Geplant ist eine eigene S-Bahn-Station an der Wiesentalbahn (Basel–Zell), deren Realisierung jedoch frühestens 2035 erwartet wird. Eine Beschleunigung bleibt politisch umstritten.
Entwicklung der Patientenströme
Aufgrund sehr unterschiedlicher Vergütungssysteme und beschränkter Abrechnungskompatibilität wird nicht mit einer starken Zunahme planbarer Behandlungen von Schweizer Grundversicherten in Lörrach gerechnet. Chancen für Veränderungen bestehen im Bereich der Privatversicherten und für Patienten, die bislang bevorzugt in Schweizer Kliniken behandelt wurden. Für Grenzgänger gilt: Wer in der Schweiz lebt und in Deutschland arbeitet, kann nach Registrierung bestimmte Leistungen im Aufenthaltsland beanspruchen. Für nicht als Grenzgänger Registrierte besteht kaum Nachfrage nach planbaren Behandlungen in Deutschland.
Krankenversicherungssystem: Finanzierung von Auslandsbehandlungen
Die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) in der Schweiz erstattet Behandlungen im Ausland nur bis zum schweizerischen Tarif. Die Differenz zu den tatsächlichen deutschen Kosten muss meist selbst getragen werden, except bei Kostengutsprache (Formular S2/E112). Notfallbehandlungen werden nach den Sätzen des Aufenthaltslandes übernommen; eine vorherige Genehmigung ist dann nicht nötig.
Bedeutung für die Region
Mit dem Dreiland-Klinikum entsteht ein modernes, leistungsstarkes Zentrum, das ambulante, teilstationäre und stationäre Versorgung verzahnt, regional Identität stiftet und, vorausgesetzt, Infrastruktur und Finanzierungspartner sind gesichert, die Gesundheitsversorgung über Grenzen hinweg stärkt. Die Weichen für die Zukunft im Dreiländereck werden somit neu gestellt.
Binci Heeb
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