Embedded Insurance: Vom Hype zur Strategie

21 August, 2025 | Aktuell Allgemein
Embedded Insurance: Kein vorübergehender Trend.
Embedded Insurance: Kein vorübergehender Trend.

Versicherungen, die direkt in Kauf- und Nutzungsprozesse integriert sind, entwickeln sich vom Experimentierfeld zum zentralen Vertriebskanal. Eine aktuelle InsurLab-Studie zeigt: Embedded Insurance ist kein vorübergehender Trend, sondern verändert – vorausgesetzt, Produkt, Partner und Prozesse greifen ineinander – das Geschäftsmodell der Branche.

Die Versicherungswirtschaft befindet sich mitten im Umbruch. Digitalisierung, Daten und Demografie verändern nicht nur die Erwartungen der Kunden, sondern auch die Art und Weise, wie Versicherungen angeboten und abgeschlossen werden. Embedded Insurance greift genau diese Entwicklung auf: Der Versicherungsschutz wird nahtlos in den Kauf- oder Nutzungsprozess eingebettet, beispielsweise wenn beim Online-Kauf eines Smartphones automatisch eine passende Garantieversicherung angeboten wird. Oder wenn Carsharing-Dienste den Versicherungsschutz gleich mitliefern. Für Verbraucher bedeutet das Bequemlichkeit und unmittelbaren Schutz, für Versicherer eröffnet es den Zugang zu Zielgruppen, die über klassische Kanäle nur schwer zu erreichen wären.

Vier Stufen der Integration

Die Studie unterscheidet verschiedene Ausprägungen von Embedded Insurance, die sich vor allem durch Sichtbarkeit und Integrationsgrad unterscheiden. Besonders relevant sind Angebote, bei denen der Versicherungsschutz eng mit dem Primärprodukt verwoben ist, sei es sichtbar wie beim Camper-Mietservice, der automatisch eine Zurich-Versicherung integriert, oder unsichtbar wie bei Carsharing-Diensten, wo die Versicherung im Preis enthalten ist, ohne dass die Marke des Anbieters in den Vordergrund tritt. Weniger überzeugend sind dagegen Modelle, die lediglich eine Verlinkung zu einer externen Versicherungsseite herstellen. Sie entsprechen nicht dem eigentlichen Anspruch, Versicherungen in den Alltag der Kunden einzubetten.

Markenstärke entscheidet

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Rolle der Marke. In einer repräsentativen Befragung mit über 2.000 Teilnehmenden zeigte sich, dass Embedded Insurance in allen getesteten Produktkategorien deutlich häufiger gewählt wurde als klassische Vergleichsportale oder Agenten. Besonders stark war der Effekt bei Reiseversicherungen, wo mehr als die Hälfte der Befragten den eingebetteten Abschluss bevorzugte.

Entscheidend für den Erfolg ist jedoch die Kombination aus einer starken Versicherungsmarke und einer etablierten Primärproduktmarke. Allianz mit BMW oder Zurich mit Airbnb sind hier Beispiele für besonders erfolgversprechende Konstellationen. White-Label-Lösungen ohne erkennbare Marke verlieren dagegen an Überzeugungskraft. Die Autoren der Studie warnen: Wer Embedded Insurance rein anonymisiert anbietet, riskiert schwächere Abschlussquoten und möglicherweise sogar Reputationsschäden.

Blick ins Ausland

Während im deutschsprachigen Raum noch viel experimentiert wird, zeigen internationale Beispiele bereits das Potenzial. In Südostasien hat die Super-App Grab über 400 Millionen Policen verkauf, die in Mobilitäts- und Lieferdienste integriert sind. Besonders innovativ sind dort Pay-per-Trip-Modelle für Fahrer, die flexibel Schutz bieten und zugleich die Kundenbindung erhöhen. In Österreich hat UNIQA zusammen mit bsurance eine Plattform aufgebaut, die den Markteintritt massiv beschleunigt. Innerhalb von nur zwei Wochen konnte so eine eingebettete Fahrradversicherung live gehen. Solche Beispiele machen deutlich, dass es ohne agile Technologiepartner und flexible Infrastrukturen kaum gelingen wird, Embedded Insurance im grossen Massstab umzusetzen.

Partner, Produkt und Prozess im Einklang

Die Studie zeigt auch, worauf es ankommt: Erfolgreiche Embedded-Insurance-Angebote entstehen nicht durch das blosse Andocken vorhandener Produkte an neue Vertriebskanäle. Entscheidend ist, dass Versicherer und Partner eng auf Augenhöhe zusammenarbeiten, dass die Versicherungslösung einen klaren Mehrwert für die Kunden schafft und dass die Prozesse nahtlos in die Customer Journey integriert sind, von der Police bis zur Schadenregulierung. Nur wenn diese Faktoren zusammenspielen, entsteht eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Jetzt ist die Zeit zu handeln

Die InsurLab-Studie beantwortet die zentrale Frage eindeutig: Embedded Insurance ist kein kurzfristiger Hype. Sie bietet enormes Wachstumspotenzial, von Garantieverlängerungen im Online-Handel bis hin zu Absicherungen in der Sharing Economy. Allerdings gibt es keine Einheitslösung. Grosse Versicherer können globale Partnerschaften eingehen, kleinere Anbieter finden Chancen in spezialisierten Nischen.

Klar ist aber: Eine Embedded-Insurance-Strategie muss immer auf die spezifischen Voraussetzungen des Hauses zugeschnitten sein. Wer jetzt investiert, starke Partnerschaften schmiedet und die eigene Marke bewusst einsetzt, kann den Vertrieb von morgen entscheidend prägen. Wer zögert, läuft Gefahr, in der neuen Marktlogik den Anschluss zu verlieren.

Binci Heeb

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