Fünf Thesen für 2026 von Swiss Life
19 Dezember, 2025 | Aktuell Allgemein
Der Jahresausblick 2026 von Swiss Life skizziert ein Umfeld zwischen fiskalischen Impulsen, geopolitischen Spannungen und strukturellem Wandel. Fünf zentrale Thesen zeigen, welche Kräfte die Weltwirtschaft prägen – und wo für Investorinnen und Investoren Chancen und Risiken liegen.
Die Inflation wird die US-Politik erneut beschäftigen. Zollbedingte Preisimpulse wirken zeitverzögert und dürften 2026 stärker ausfallen als vielfach erwartet. Gleichzeitig wächst der politische Druck auf die US-Notenbank, sodass sie zollgetriebene Inflation eher toleriert und den Leitzins weiter Richtung neutrales Niveau senkt.
KI als Wachstumsmotor: mit Risiken
Der KI-Boom bleibt ein zentraler Treiber der US-Wirtschaft, überdeckt jedoch eine zyklische Schwäche ausserhalb des Technologiesektors. Hält die Investitionsdynamik an, kompensiert KI die Zurückhaltung in anderen Bereichen. Bricht sie ein, drohen negative Rückkopplungseffekte bis hin zu Rezessionsrisiken.
Kerneuropa meldet sich zurück
Nach Jahren der Stagnation gewinnt Kerneuropa wieder an Bedeutung. Fiskalpakete entfalten Wirkung, insbesondere in Deutschland und Frankreich. Marc Brütsch, Chefökonom von Swiss Life, bringt es auf den Punkt: «Deutschland lässt 2026 das jahrelange Nullwachstum hinter sich und trägt zusammen mit Frankreich wieder angemessen zum Wachstum in Europa bei.» Zyklisch hellt sich das Bild auf, strukturelle Schwächen bleiben jedoch bestehen.
Schulden: Annäherung mit Nebenwirkungen
In der Eurozone nähern sich die Schuldenquoten an: mehr Disziplin im Süden, wachsende Belastungen im Norden. Die Anleihenmärkte wirken weiterhin disziplinierend. Die Schweiz nimmt dabei eine Sonderrolle als sicherer Hafen mit anhaltend tiefen Zinsen und Aufwertungsdruck auf den Franken ein.
China als globaler Stressfaktor
China bleibt 2026 ein Unsicherheitsfaktor. Eine schwache Binnenkonjunktur trifft auf eine aggressive Hightech-Offensive. Der daraus entstehende «zweite China-Schock» verschärft den globalen Wettbewerb, verstärkt protektionistische Tendenzen und dämpft den Inflationsdruck durch günstige Exporte.
Emerging Markets: strukturell robuster
Ergänzend zum globalen Ausblick zeigt der Jahresausblick für die Emerging Markets ein konstruktives Bild. Strukturelle Reformen, fiskalische Disziplin und die Nachwirkungen tieferer Zinsen sorgen für Stabilität. Schwellenländer tragen inzwischen über 60 Prozent zum globalen Wachstum bei und bleiben auch 2026 ein wichtiger Pfeiler der Weltwirtschaft.
2026 wird kein Jahr der Extreme, sondern eines der Verschiebungen. Für Investorinnen und Investoren gilt es, zwischen KI-Euphorie, fiskalischen Impulsen und geopolitischen Risiken differenziert zu navigieren und mit Blick auf Regionen, die strukturell an Substanz gewinnen.