Gipfelstürmerin: Wie es ist eine CEO zu sein mit Christine Theodorovics, CEO der Baloise Luxemburg

5 August, 2025 | Aktuell Allgemein Video
Gipfelstürmerin Christine Theodorovics ist CEO der Baloise Luxemburg.
Gipfelstürmerin Christine Theodorovics ist CEO der Baloise Luxemburg.

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«Boring is the new sexy»: so beschreibt Dr. Christine Theodorovics, CEO von Baloise Luxemburg, die Essenz des Versicherungsgeschäfts. Denn trotz aller Disruptionen in der Finanz- und Versicherungsbranche bleibt eines unverändert: Kunden erwarten Verlässlichkeit. Doch wie bringt man diese Verlässlichkeit in Einklang mit dem Druck zur Digitalisierung?

Der Spagat zwischen Stabilität und Wandel

Baloise ist kein Start-up, sondern ein 160 Jahre altes Traditionsunternehmen mit Sitz in Basel. Dennoch steht der Konzern wie die gesamte Branche vor einem massiven Umbruch. «Digitalisierung und Automatisierung sind kein Nice-to-have mehr, sondern ein Muss», sagt Theodorovics. Als sie vor knapp einem Jahr die Leitung der Baloise Luxemburg übernahm, war klar: Der Transformationsprozess muss nicht nur technologisch, sondern auch kulturell gelingen.

Gleichzeitig gilt es, das bestehende Geschäft stabil zu halten. Mit einem Marktanteil von 12 bis 13 Prozent ist Baloise ein Schwergewicht im Luxemburger Versicherungsmarkt und durch seine Rolle als grösster ausländischer Versicherer ein wichtiger Akteur in Wirtschaft und Politik des Landes.

Teamaufbau in der Sturm- und Drangphase

«Wir sind gerade in einer Phase, in der sich das Führungsteam neu formiert», erklärt die CEO. Mehrere Pensionierungen, ihr eigener Start und offene Positionen erfordern Fingerspitzengefühl. Denn Kultur passe nicht in ein Handbuch: «Die fachliche Qualifikation ist wichtig, aber genauso entscheidend ist, ob jemand ins Team passt.»

Ihre Strategie? Transparenz. «Wenn Mitarbeitende verstehen, warum Entscheidungen getroffen werden, akzeptieren sie diese eher, auch wenn sie nicht begeistert sind», so Theodorovics. Dieses Prinzip erinnert an Schweizer Konsensdemokratie. Kein Zufall, schliesslich lebt die Managerin seit über 20 Jahren in der Schweiz.

Innovation ohne Selbstzweck

Versicherungen gelten nicht gerade als Innovationsmotoren. Doch Theodorovics sieht enormes Potenzial, vor allem durch Künstliche Intelligenz. «Die grössten Sprünge erwarten wir in der Schadenbearbeitung und Betrugserkennung. Hier liegen enorme Kostentreiber.» Baloise testete bereits vor einem Jahr KI-gestützte Prozesse «nicht als Modeerscheinung, sondern weil sie echten Mehrwert bringen.»

Andere Buzzwords wie Web3 und weitere betrachtet sie gelassen: «Spannend, aber im Moment eher ein Gadget. In Luxemburg erwarte ich nicht, dass Kundinnen und Kunden morgen im Metaverse ihre Versicherung abschliessen.»

Partnerschaften statt Konkurrenz zu Insurtechs

Und die «jungen, sexy» Insurtechs? «Wir sehen sie nicht als Feinde, sondern als Partner“» sagt Theodorovics. Baloise investiert selektiv in Startups und kooperiert, wenn es zum Kerngeschäft passt. Denn Innovation müsse sich rechnen: «Wir wollen nicht disruptiv um jeden Preis sein, sondern Prozesse smarter machen.»

Fokus auf das Kerngeschäft – mit smarter Technik

Trotz aller Modernisierung bleibt der Anspruch: solide Underwriting- und Schadenprozesse. «Das mag langweilig klingen, aber in der Versicherung ist Verlässlichkeit sexy», so Theodorovics. Gleichzeitig will sie in den kommenden zwei Jahren Marktanteile ausbauen, lokal wie international. Baloise Luxemburg betreut neben dem Heimatmarkt auch internationale Lebensversicherungsgeschäfte in Ländern wie Italien, Frankreich und Portugal.

Ratschlag an die nächste Generation

Als eine der wenigen Frauen in der Spitze der Branche gibt Theodorovics jungen Kolleginnen einen klaren Rat: «Nicht zögern, einfach machen! Bewerbt euch, nehmt Chancen wahr. Wenn euch jemand eine Rolle anbietet, gibt es einen Grund dafür.»

Blick nach vorn

In zwei Jahren möchte Christine Theodorovics ein eingespieltes Führungsteam sehen, das eine effizientere, digitalisierte Organisation steuert. Ihr Credo: «Transformation ist kein Projekt mit Enddatum, sie ist Dauerzustand.» Wer dabei erfolgreich sein will, muss beides können: das Geschäft stabil führen und den Wandel aktiv gestalten.

Der Fall Baloise Luxemburg zeigt, wie etablierte Versicherer ihre DNA bewahren und dennoch in die digitale Zukunft investieren. Transparenz, Teamkultur und gezielte Technologieeinsätze sind dabei keine Schlagworte, sondern Erfolgsfaktoren.

Binci Heeb

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