Helvetia: Cyberangriffe – Schweiz bleibt verletzlich

10 September, 2025 | Aktuell Allgemein
Helvetia Cyber-Symposium wechselt ab nächstem Jahr (links im Bild Helvetia Schweiz CEO Martin Jara) zum Schweizerischen Versicherungsverband (Urs Arbter, Direktor SVV). Foto: Helvetia, Marc-Dave Maier.
Helvetia Cyber-Symposium wechselt ab nächstem Jahr (links im Bild Helvetia Schweiz CEO Martin Jara) zum Schweizerischen Versicherungsverband (Urs Arbter, Direktor SVV). Foto: Helvetia, Marc-Dave Maier.

Die Bedrohung durch Cyberkriminalität nimmt rasant zu und auch kritische Infrastrukturen geraten verstärkt ins Visier. Am dritten Helvetia Cyber-Symposium in Bern waren sich Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Staat einig: Nur durch Kooperation, Investitionen in Resilienz und den Ausbau von Cyber-Versicherungen lässt sich die Gefahr eindämmen.

Die Zahl der digitalen Straftaten in der Schweiz stieg 2024 laut polizeilicher Kriminalstatistik um 35 Prozent auf über 59’000 Fälle. Über 90 Prozent entfielen auf Cyber-Wirtschaftskriminalität wie Phishing oder den Missbrauch von Online-Zahlungssystemen. Seit 2020 hat sich die Zahl der Delikte mehr als verdoppelt.

Martin Jara, CEO von Helvetia Schweiz, betonte in seiner Eröffnungsrede: «Wir sind als Gesellschaft, Staat und Wirtschaft komplett abhängig von kritischen Infrastrukturen und entsprechend verwundbar an wenigen neuralgischen Stellen.» Zwar habe der Bund mit seiner Nationalen Cyberstrategie (NCS) wichtige Fortschritte erzielt, doch gerade in der Strafverfolgung und Prävention gebe es erhebliche Defizite.

Kritische Infrastrukturen im Fokus

Klar wurde am Symposium: Besonders gefährdet sind Energieversorgung, Telekommunikation und Verkehr. Stefan Berg (Swisscom), Adrian Märklin (Swisspower) und Stefan Frank (Kanton Luzern) hoben hervor, dass Betreiber kritischer Infrastrukturen enger mit Sicherheitsanbietern kooperieren und ihre Erfahrungen teilen müssen.

Die geopolitische Lage verschärft die Risiken zusätzlich. Laut Diego Schmidlin von der Schweizer Armee führt die weltweite Aufrüstung zu einem volatilen Sicherheitsumfeld, das politisch motivierte Angriffe begünstigt.

Forschung und Prävention

Auch aus der Wissenschaft kamen konkrete Ansätze. Melanie Knieps von der Universität Zürich stellte das Projekt «CYREN ZH» vor, das auf regionale Kooperationen zwischen Polizei, Versicherungen, NCSC und SWITCH setzt. Ziel ist es, Präventionssysteme aufzubauen und Weiterbildung zu fördern, um das «Cyber Talent Gap», also den Mangel an qualifiziertem Fachpersonal, zu schliessen.

Versicherungsbranche bündelt Kräfte

Die Versicherungswirtschaft sieht sich in der Pflicht, die Resilienz von Unternehmen und Gesellschaft zu stärken. René Buff (Helvetia) und Gabor Jaimes (SVV) präsentierten Massnahmen wie den Ausbau von Versicherungsangeboten, gezielte Investitionen in Prävention und die stärkere Einbindung in die Nationale Cyberstrategie.

Der Markt wächst rasant: 2024 betrug das Prämienvolumen der Cyberversicherung in der Schweiz rund CHF 172 Mio., mit über 400’000 Privat- und 67’000 Unternehmenspolicen. Dennoch liegt die Versicherungsdurchdringung bei Unternehmen erst bei 10,8 Prozent.

Ab 2026 übernimmt der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) die Trägerschaft des Symposiums. Direktor Urs Arbter kündigte an, dass die Branche ihre Kräfte bündeln und das Thema noch stärker in der Öffentlichkeit verankern will.

Cyberrisiken mehr als abstrakte Zukunftsgefahren

Das Helvetia Cyber-Symposium machte deutlich: Cyberrisiken sind nicht mehr abstrakte Zukunftsgefahren, sondern längst Realität. Um die Schweiz resilienter zu machen, braucht es koordinierte Anstrengungen von Staat, Wirtschaft und Forschung – und eine Versicherungsbranche, die die Risiken tragfähig absichert.

Binci Heeb

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