Krankenversicherung 2025: Was Kunden wollen und wo die Branche noch aufholt
4 August, 2025 | Aktuell Allgemein
Die Schweizer Krankenversicherung steht im Spannungsfeld zwischen steigenden Prämien, anspruchsvoller Kundschaft und dem Druck zur digitalen Transformation. Die aktuelle Deloitte-Studie zeigt: Preis bleibt Trumpf, Digitalisierung ist Nebensache und echte Gesundheitspartnerschaft muss meist noch wachsen.
Der Schweizer Krankenversicherungsmarkt ist laut der Deloitte-Studie auch 2025 hochdynamisch: Nur 37 Prozent der Versicherten haben noch nie die Krankenkasse gewechselt und ist somit ein deutlicher Beweis für den grassierenden «Wechselvirus». Hauptgrund dafür ist alles andere als überraschend: die Prämie. Stolze 67 Prozent geben an, wegen steigender Kosten über eine neue Kasse nachzudenken, digitale Services und Treueprogramme reizen dagegen nur etwa 5 Prozent zum Bleiben. Die berühmte Wechsel-Schwelle liegt derzeit bei einer monatlichen Mehrbelastung von rund 30 Franken. Steigt die Prämie darüber hinaus, denken 72 Prozent der Kunden ernsthaft über den Wechsel nach.
Physisch oder digital? Der Berater bleibt relevant
Trotz aller Digitalisierung wird der persönliche Kontakt nicht ausgemustert. Über 50 Prozent der Ratsuchenden bevorzugen das Gespräch mit dem Berater, wenn es ums Detail geht. Bei der Policen-Abschlusstrecke hingegen sind die Versicherten digitalaffin. Schon knapp 60 Prozent der Neuabschlüsse laufen über Online-Kanäle.
Wunschpartner Gesundheit? Viel Luft nach oben
Die Zahlen sprechen Klartext: Nur 43 Prozent der Versicherten sehen ihre Krankenkasse als wirklichen Gesundheitspartner. Das Vertrauensverhältnis zur Branche ist ausbaufähig. Nur rund ein Drittel glaubt, dass ihr Anbieter sich für ein bezahlbares Gesundheitssystem einsetzt.
Die Perspektive der Versicherer: Reformdruck und KI-Hoffnungen
Die Agenda der Versicherer sieht folgendermassen aus: Kostendruck, politische Reformen und technologische Umwälzungen. Immer öfter setzen Branchenprofis auf Künstliche Intelligenz, um Prozesse zu verschlanken und Kosten zu senken. Nachhaltigkeit bleibt laut Deloitte hingegen ein Randthema. Der Blick in die Geschäftsberichte zeigt, dass Rentabilität und der Kampf gegen steigende Gesundheitsausgaben die Tagesordnung prägen.

Das grosse Ganze: Schweizer Kosten im internationalen Vergleich
Satte 11,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts verschlingt das Gesundheitswesen laut Deloitte. Damit spielt die Schweiz in einer Liga mit anderen westeuropäischen Ländern. Im Unterschied zu vielen Nachbarn kommen die Kosten aber direkter beim Versicherten an: Das System der Kopfprämien macht den Preisanstieg besonders spürbar, und auch die Selbstbeteiligung (Franchise, Zahnarztkosten etc.) ist im internationalen Vergleich weiter gestiegen.
Auch bemerkenswert: Die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) verteuert sich rasant. Ser Prämienindex liegt mit 140 deutlich über dem Nominallohnindex (110). Dies schlägt sich messbar im Wechselverhalten nieder: Für 2025 prognostiziert Deloitte erneut eine überdurchschnittliche Wechselquote von 12 Prozent und damit deutlich mehr als der langjährige Schnitt von 7,4 Prozent.
Die Krankenversicherung bleibt ein heisses Eisen, das die Haushalte wie die Branche beschäftigen wird. Für Versicherer bleibt die Devise: Preis im Blick behalten, echte Partnerschaft leben und die Chancen der Digitalisierung strategisch nutzen, sonst droht der stete Aderlass beim Kundenbestand.
Binci Heeb
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