Mehr Ferien für Lernende? Eine differenzierte Betrachtung ist gefragt

2 Juli, 2025 | Aktuell Allgemein
Mehr Ferien für Lernende? Was bedeuten 8 Wochen für Betriebe?
Mehr Ferien für Lernende? Was bedeuten 8 Wochen für Betriebe?

Der Schweizerische Arbeitgeberverband appelliert an alle Beteiligten, die Diskussion um die Berufsbildung konstruktiv, sachlich und frei von politischen Scheuklappen zu führen – für den nachhaltigen Erfolg der Lernenden und der Betriebe.

Die Forderung nach acht Wochen Ferien für alle Lernenden klingt auf den ersten Blick verlockend. Doch die Realität zeigt: Mehr Ferien lösen kaum Probleme, sondern schaffen neue Herausforderungen. Die Lernziele bleiben unverändert, was bedeutet, dass Lernende entweder unter erhöhtem Stress stehen oder die Ausbildungszeit verlängert werden muss. Zudem steigen die Kosten für Betriebe, da es sich – im Gegensatz zu den Gymnasien – um bezahlte Ferien handelt. Dies führt zu mehr Druck auf Lernende und Berufsbildende und kann den Anreiz für Betriebe, Lehrstellen anzubieten, vermindern. Besonders betroffen sind Lernende mit erhöhtem Unterstützungsbedarf und die Integrationskraft der Berufsbildung insgesamt.

Branchenspezifische Lösungen statt Pauschallösungen

Die Praxis zeigt, dass viele Betriebe und Branchen freiwillig über den gesetzlichen Mindestferienanspruch hinausgehen. Mehr Ferien oder höhere Löhne werden als Mittel zur Talentförderung und Rekrutierung eingesetzt. Allerdings gibt es keine eindeutigen Belege dafür, dass grosszügigere Ferienregelungen zu mehr oder besseren Lehrverträgen führen. Deshalb ist es wichtig, individuelle Bedürfnisse von Betrieben, Branchen und Lernenden zu berücksichtigen und Best Practices gezielt zu fördern.

Eine ehrliche und konstruktive Diskussion ist notwendig

Die psychische Gesundheit von Lernenden wird oft diskutiert. Eine Studie von WorkMed zeigt, dass psychische Probleme meist vor dem Eintritt in die Lehre entstehen, trotz bereits 13 Wochen Ferien. Die Berufsbildung bietet vielen Jugendlichen eine stabilisierende Tagesstruktur und fördert Motivation. Die Debatte um Ferien ist daher mehr als eine Frage der Freizeit. Sie betrifft Chancengerechtigkeit, Integration, Individualität und das Erreichen der Lernziele. Ideologisch geprägte und pauschale Forderungen können dem System schaden und letztlich jene benachteiligen, die heute von der Berufsbildung profitieren.


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