Sachversicherungsmarkt verdoppelt sich in 20 Jahren
6 September, 2025 | Aktuell Allgemein
Der globale Markt für Sach- und Haftpflichtversicherungen (P&C) hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten auf rund 2,4 Billionen US-Dollar verdoppelt. Laut dem neuesten sigma-Bericht des Swiss Re Institute verdankt sich dieses Wachstum nicht nur der Grösse, sondern auch der zunehmenden Widerstandsfähigkeit und Effizienz der Branche.
«Die Expansion des Marktes bedeutet auch mehr Fähigkeiten im Umgang mit Risiken», betont Jérôme Jean Haegeli, Chefökonom von Swiss Re. Versicherer seien besser darin geworden, Risiken zu bepreisen, zu managen und weiterzugeben, insbesondere an Rückversicherer. Deren Rolle als «Schockabsorber» sei unverzichtbar, gerade in einem unsichereren Risikoumfeld.
Treiber: Spezialisierung und alternative Lösungen
Ein wichtiger Effizienztreiber ist die Aufspaltung der Wertschöpfungskette. Broker und Managing General Agents übernehmen zunehmend Aufgaben in Vertrieb und Underwriting. Zudem gewinnen alternative Risikolösungen an Bedeutung, etwa Captives oder öffentliche und hybride Versicherungsprogramme wie FAIR-Pools in den USA. Sie sichern den Zugang zu Versicherungsschutz in Märkten, die sonst von Volatilität geprägt wären.
«Die Entwicklung zeigt, wie anpassungsfähig die Branche ist», sagt Gianfranco Lot, Chief Underwriting Officer P&C Reinsurance bei Swiss Re. Künftig könnte der Einsatz von KI das Underwriting verändern und den Wettbewerb zwischen datenstarken Grossversicherern und spezialisierten Nischenanbietern verschärfen.
Abhängigkeit von Kapitalmärkten wächst
Mit der wachsenden Bedeutung von Rückversicherung stiegen deren Prämien in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich sieben Prozent pro Jahr und damit deutlich schneller als im Erstversicherungsgeschäft. Diese «mehrschichtige» Architektur erhöht die Effizienz, schafft aber auch neue Abhängigkeiten von Kapitalmärkten und Investoren.
Fortschritte im Risikomodellieren, etwa für Naturkatastrophen, Haftpflicht oder Cyber, sind entscheidend, um Risiken zwischen Marktteilnehmern effizient zu übertragen.
Regionale Unterschiede
In den entwickelten Märkten haben sich die Prämien für Privat- und Firmenkunden seit 2004 nahezu verdoppelt. Besonders dynamisch wuchs die Sparte Sachversicherung, getrieben durch steigende Katastrophenexponierung. In den USA hat zudem die Zunahme von Haftpflichtfällen («Litigation Inflation») zu einer starken Ausweitung der Prämien geführt.
In den Schwellenländern bleibt das Verhältnis von Privat- (54 Prozent) zu Geschäftskunden (46 Prozent) stabil. Ihr Anteil am globalen Markt liegt bei rund 20 Prozent, doch mit wachsenden technischen Fähigkeiten könnte dieser Anteil in Zukunft steigen.
Ausblick
Laut Swiss Re Institute werden die globalen P&C-Prämien in den kommenden zehn Jahren in etwa im Gleichschritt mit dem weltweiten BIP wachsen und sich bis 2040 nochmals verdoppeln. Gleichzeitig nimmt der Wettbewerb zu, was die Marktkonzentration verringert