thebrokernews Podcast Episode 9: Mit Brigitte Roy und Thomas Gassenbauer von Cognizant über neue Führungsqualitäten
10 Juni, 2025 | Aktuell Allgemein Podcasts
Von militärischer Disziplin bis zu Empathie im Management: Ein Podcast-Gespräch mit Thomas Gassenbauer und Brigitte Roy über neue Führungsqualitäten, persönliche Entwicklung und den Wert authentischer Beziehungen im Berufsleben. Hier erfahren Sie, wie moderne Leadership-Modelle mit Neugier und Mitgefühl die Arbeitswelt verändern.
In luftiger Höhe über Zürich, im Prime Tower, reflektieren Thomas Gassenbauer, Country Manager von Cognizant Schweiz, und Brigitte Roy, Strategin für Partnerschaften und passionierte Verhaltenswissenschaftlerin, über die Frage: Was bedeutet Führung heute?
Vom Entscheider zum Enabler
«Führung ist kein Titel, sondern eine Verantwortung», sagt Thomas Gassenbauer. Für ihn ist die wichtigste Aufgabe einer Führungskraft, den Rahmen zu schaffen, in dem andere erfolgreich sein können. Entscheidungen sollten nicht zentralisiert, sondern dahin delegiert werden, wo Nähe zum Kunden besteht.
Sein Leitbild: Servant Leadership. Ein Begriff, den er mit einem Augenzwinkern als «Buzzword» bezeichnet, aber mit klarer Haltung füllt: «Wenn du als Führungskraft deinen Leuten nicht hilfst, besser zu werden, bist du nur Overhead.»
Authentizität statt Autorität
Brigitte Roy beschreibt ihre persönliche Entwicklung als Wechselspiel zwischen Anpassung und Befreiung: Vom strikten Dresscode der Finanzwelt zur offenen Kultur der Techbranche. Als junge Führungskraft passte sie ihr Äusseres an, um Autorität zu signalisieren – heute weiss sie: «Ich wirke am glaubwürdigsten, wenn ich ich selbst bin.»
Ihr Führungsstil heute ist geprägt von Demut und Offenheit: «Man muss akzeptieren, dass man nicht alles weiss – und dass das auch okay ist.» Diese Haltung ermögliche es, gemeinsam mit dem Team zu wachsen und Raum für Kreativität zu schaffen.
Wohlbefinden als Führungsaufgabe
Beide betonen, wie zentral das Thema Wellbeing für gute Führung ist. Gassenbauer hat ein Drei-Säulen-Modell entwickelt: Beruf, soziales Umfeld und Selbstfürsorge. «Gerade in stressigen Zeiten kommt man selbst oft zuletzt», sagt er. Umso wichtiger sei es, Routinen für Schlaf, Bewegung und Erholung ernst zu nehmen.
Roy ergänzt «Ich manage meine Energie langfristig – mental und physisch. Kreative Aufgaben geben mir Kraft.» Authentisch im Job aufzutreten – als Köchin, Läuferin, Gamerin, Mutter, Ausländerin usw. – sei kein Risiko, sondern ein Geschenk für sich selbst und das Team.
Lernen von der nächsten Generation
Im Gespräch zeigt sich eine große Offenheit gegenüber jüngeren Kolleginnen und Kollegen. «Wir müssen ihnen zuhören», sagt Roy. «Weil gerade die Jüngeren andere Perspektiven und andere Prioritäten mitbringen.» Gassenbauer ergänzt: «Manchmal fragen mich Leute: Was, wenn wir in sie investieren und sie gehen? Ich frage dann zurück: Was, wenn wir es nicht tun und sie bleiben?»
Beide setzen sich aktiv über interne Programme, aber auch über Engagements in Mentoring- und Bildungsinitiativen für die Nachwuchsförderung ein. Besonders wichtig sei dabei, jungen Menschen die Angst zu nehmen, ihren Weg noch nicht gefunden zu haben. Karriere muss nicht linear verlaufen – sie darf, so Roy, «spiralförmig» sein: Von Interesse zu Interesse, immer im Wachstum.
Eine neue Kultur des Führens
Was Thomas Gassenbauer und Brigitte Roy eint, ist die Überzeugung, dass Führung in Zukunft weniger mit Kontrolle und mehr mit Beziehung zu tun hat. Mit Mut zur Menschlichkeit. Mit der Bereitschaft, zuzuhören, zu lernen und gemeinsam zu gestalten.
«Führung beginnt nicht mit Macht», sagt Gassenbauer. «Sie beginnt mit Verantwortung.»
Binci Heeb
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