Wie Aiana den ersten KI-gestützten Broker der Schweiz baut

15 Dezember, 2025 | Aktuell Allgemein Interviews
Wie Aiana den ersten KI-gestützten Broker der Schweiz baut, weiss CEO und Co-Gründer Bejan Choschnau.
Wie Aiana den ersten KI-gestützten Broker der Schweiz baut, weiss CEO und Co-Gründer Bejan Choschnau.

Aiana will nicht weniger als die Schweizer Versicherungswelt auf den Kopf stellen: ein vollständig KI-gestützter, unabhängiger Broker, FINMA-konform, radikal transparent und mit dem Versprechen, einen Grossteil der Provision an die Kundinnen und Kunden zurückzugeben.

CEO & Co-Founder Bejan Choschnau erklärt, wie Technologie, Ethik und ein hochkarätiges Team zusammenkommen, um einen Markt zu verändern, der seit Jahren nach Innovation ruft.

Herr Choschnau, Aiana spricht von einer «neuen Ära der Versicherungsberatung». Welche persönliche Erkenntnis oder Erfahrung hat Sie dazu bewegt, dieses Unternehmen mitzugründen?

Vermittler sollen Menschen schützen. Doch oft schützen sie nur ihre Provisionsmodelle. Wir sehen täglich, wie Konsumentinnen und Konsumenten Entscheidungen treffen müssen, ohne zu wissen, ob der Rat wirklich in ihrem Interesse liegt. Dieses System erzeugt Misstrauen.

Die Erkenntnis war klar: Es braucht ein Modell, das Kunden wieder in den Mittelpunkt stellt. Zusammen mit meinem Co-Founder Dr. Peter Kauf sind wir zum Entschluss gekommen: Mit der heutigen Technologie ist die Zeit reif und wir werden genau das tun, wofür Versicherungen gedacht sind. Menschen absichern, nicht Vermittler bereichern.

Sie schreiben: «Der Mensch ist kein Produkt, er ist unser Mittelpunkt.» Was bedeutet das konkret in einer Branche, in der Provisionen traditionell die Entscheidungen steuern?

Das bedeutet: Keine Entscheidung aufgrund von Provisionen. Unsere KI bewertet objektiv nach Bedarf, Risiko und Lebenssituation und nicht nach Profit. Und: Kunden erhalten mindesten 50 Prozent der Vermittlungsprovision zurück. Das ist nicht nur ein finanzieller Vorteil, es ist ein Signal von Respekt. Unser Ansatz ist klar: Radikal transparent.

Aiana setzt auf eine eigenentwickelte KI, die Tarife, Bedingungen und Leistungen in Echtzeit analysieren soll. Wie funktioniert dieses System und wo braucht es trotzdem noch menschliche Expertise?

Unsere KI analysiert Tarife, Vertragsbedingungen und Leistungsdetails in Echtzeit. Sie wird aktuell von Versicherungsexperten trainiert und lernt aus simulierten Beratungsfällen, nicht aus vordefinierten Fragebäumen. Und dennoch: Die letzte Entscheidung wird immer von einer qualifizierten Fachperson geprüft. Die Technologie sorgt für Objektivität und Menschen für die Sicherheit.

Sie betonen «Explainable AI» und Schweizer Datensouveränität (Hosting im Nottwiler Militärbunker). Wie wichtig ist dieses Thema für das Vertrauen der Kunden?

Versicherungen sind Vertrauensprodukte. Wenn unsere KI Entscheidungen trifft, müssen Kunden verstehen, warum. Darum erklären wir jeden Vorschlag nachvollziehbar. Transparente Logik statt Blackbox. Dazu bleiben alle Daten in der Schweiz. Gehostet in einem ehemaligen Militärbunker in Nottwil. Damit ist klar: Kein Datenexport, keine Abhängigkeiten, maximale Sicherheit.

Was kann Ihre KI, was bestehende Systeme wie Entscheidungsbäume oder reine Vergleichsportale wie Comparis nicht können?

Aiana berät. Die individuelle Beratung ist die grösste Stärke von Aiana. Diese kommt vor allem bei komplexeren Versicherungsprodukten wie Lebensversicherungen massiv zum Einsatz. Kurz gesagt: Comparis vergleicht – Aiana berät.

Sie bauen einen der ersten FINMA-konformen KI-Broker der Schweiz. Wo liegen aus Ihrer Sicht die grössten regulatorischen Hürden?

Die FINMA verlangt, dass Beratung kundenzentriert und nachvollziehbar bleibt. Genau deshalb setzen wir auf erklärbare KI und menschliche Finalprüfung. Wir sehen Regulierung nicht als Hürde, sondern als Qualitätssicherung.

Die neuen gesetzlichen Obergrenzen bei Provisionen verändern die Branche massiv. Ist das für Aiana eher Chance oder Herausforderung?

Eine riesige Chance. Je weniger Provisionen ausgeschüttet werden dürfen, desto weniger lohnt sich Provisionsoptimierung und desto stärker wird echte Beratung benötigt. Das spielt einem transparenten KI-Modell wie unserem direkt in die Hände.

Es ist geplant, mindestens 50 Prozent der Provision an die Kundinnen und Kunden zurückzugeben. Wie lässt sich ein solches Modell nachhaltig finanzieren?

Die grosse Stellschraube liegt im effizienten Betrieb der KI im Vergleich zu komplett von Menschen geführten Beratungsanbietern. Gleichzeitig werden wir durch die gestaffelte Vergütung der Provision an die Aiana Kunden deren Bindung zur gewählten Versicherung erhöhen, was Aiana wiederum für die Versicherungsanbieter sehr interessant macht. Die gestaffelte Rückzahlung ist dabei kein Marketing-Trick, sondern bedingt sich durch die Stornobedingungen, welche die Versicherungsanbieter auf den Provisionen führen.

Es wird ein enormes Skalierungspotenzial gezeigt, abhängig vom Marktanteil und der Provision. Wo sehen Sie Aiana realistisch in fünf Jahren?

Nach erfolgreichem Proof of Concept in der Schweiz wollen wir in den Top-3 der digitalen Broker im Privatkundensegment sein, in mindestens zwei europäische Märkte expandieren und eine eigene KI-Plattform als B2B-Lizenzmodell besitzen.

Unser Ziel ist klar: ein bedeutender europäischer Player im InsurTech-Sektor zu werden.

Ihre Plattform ist mehrsprachig aufgebaut. Wie wichtig ist dieser Vorteil gerade in einem Land wie der Schweiz mit grosser kultureller Vielfalt und vielen Expats?

In der Schweiz leben über 40 Prozent Expats. Wer Versicherungen nicht voll versteht, trifft schlechtere Entscheidungen. Unsere Plattform spricht fast jede Sprache, damit sich jeder Mensch verstanden fühlt. Das schafft und Inklusion und Vertrauen.

Sie haben ein Team mit beeindruckenden Profilen, etwa den ehemaligen Chefjuristen von Google Schweiz und einen Ex-Revisor von Ernst & Young. Wie prägt dieses interdisziplinäre Setup die Entwicklung von Aiana?

Unsere Experten bringen Erfahrung von Google, HP, Ernst & Young, internationalen Behörden und Versicherungsgruppen mit.

Diese Mischung sorgt dafür, dass Aiana gleichzeitig juristisch einwandfrei, technisch führend, marktorientiert und wirtschaftlich skalierbar entwickelt wird.

Ihr Entwicklerteam arbeitet rund um den Globus, von Bolivien über Belgien bis Australien. Wie stellen Sie Qualität, Sicherheit und Geschwindigkeit gleichzeitig sicher?

Wir arbeiten seit über zehn Jahren mit demselben Kernteam zusammen in Bolivien, Belgien und Australien und haben mehrere Projekte schon umgesetzt. Jeder Entwickler ist handverlesen und vertraglich klar gebunden. Durch die globale Struktur entwickeln wir 24/7. Security-Audits, Code-Reviews und klare KI-Governance gewährleisten höchste Standards. Die Qualitätssicherung wird zusätzlich als eine unabhängige Instanz von Experten in der Schweiz gewährleistet.

Viele Menschen fühlen sich von steigenden Prämien und komplexen Produkten überfordert. Wie wollen Sie dieses Vertrauen mit einer KI-gestützten Lösung zurückgewinnen?

Aiana adressiert genau diese Überforderung. Wir liefern eine verständliche Erklärung der Vorschläge, stellen Kosten und Provisionsrückzahlungen mit drei Prinzipien transparent dar: Unabhängigkeit, Transparenz und Fairness.

Wir erklären verständlich, warum etwas empfohlen wird und wir zeigen offen, wie viel Provision entsteht und wie viel der Kunde davon zurückerhält. Vertrauen entsteht, wenn man nichts zu verstecken hat.

Sie suchen derzeit Partner und Investoren. Welche Art von Unterstützung ist für Aiana jetzt am wertvollsten: Kapital, Netzwerk oder strategische Expertise?

Unser Team entwickelt sich rasant. Ich habe noch nie ein Venture gesehen, das in so kurzer Zeit auf so viel Interesse stiess. Am wertvollsten sind für uns Partnerschaften mit Versicherern, die verstehen, dass die Zukunft digital, fair und KI-gestützt sein wird. Einige Soft Commitments mit Versicherern konnten wir bereits sichern. Und Investoren, die nicht nur Geld geben, sondern Vision und Netzwerk mitbringen.

Wann und mit welchem Produkt oder Produkten planen Sie den Start?

Wir werden Anfang/Mitte 2026 schon die ersten Sachwertversicherungen anbieten können.

Die Fragen hat Binci Heeb gestellt.

Bejan Choschnau ist ein Schweizer Unternehmer und KI-Experte mit über einem Jahrzehnt Erfahrung in der Entwicklung und Skalierung digitaler Technologien. Als ehemaliger CIO einer Versicherungsgesellschaft kennt er die Herausforderungen der Versicherungsindustrie aus erster Hand. Er gründete eines der ersten kommerziellen KI-Unternehmen der Schweiz, die Infona AG, baute es erfolgreich auf und führte es zu einem erfolgreichen Exit. Heute berät er internationale Behörden und Institutionen, darunter Projekte in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen, beim Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen. Mit Aiana verfolgt er eine klare Mission: Versicherungen sollen wieder den Menschen dienen, nicht dem Vermittler.

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