«Wir machen Vorsorge so einfach wie Online-Banking» – Jan Kundert über den neuen Financial Fitness Score von Helvetia
10 Oktober, 2025 | Aktuell Allgemein Interviews
Mit einem digitalen Self-Service-Vorsorgecheck und dem neu entwickelten Financial Fitness Score setzt Helvetia neue Standards in der Schweizer Vorsorgelandschaft. In nur 90 Sekunden erhalten Nutzerinnen und Nutzer einen individuellen Überblick über ihre finanzielle Absicherung.
Im Gespräch erklärt Jan Kundert, Leiter Kunden- und Marktmanagement und Mitglied der Geschäftsleitung von Helvetia Schweiz, warum diese Innovation weit mehr ist als ein technisches Gimmick und wie sie die Vorsorgekultur nachhaltig verändern könnte.
Herr Kundert, Helvetia spricht in ihrer Medienmitteilung von einer «Revolution in der Schweizer Vorsorgewelt». Was genau ist so neu an diesem digitalen Vorsorgecheck?
Unser Self-Service Check bietet Interessierten basierend auf den eingelesenen und selbst eingegebenen Daten eine transparente und umfassende Analyse über die ganz persönliche Vorsorgesituation. Revolutionär ist dabei einerseits, dass die Datenerfassung in kürzester Zeit abgeschlossen werden kann und dass der Check einen «Financial Fitness Score» generiert, mit welchem man sich gegenüber einer Referenzgruppe vergleichen kann. Und nicht zuletzt ist diese Dienstleistung absolut kostenlos.
Unser Vorsorgecheck ist zudem Omnikanal-fähig, d.h. man kann ihn im Self-Service über verschiedene Kanäle nutzen. Gleichzeitig verfügen unsere Berater über das gleiche Tool und können die vom Kunden eingegebenen Daten direkt übernehmen, um eine faktenbasierte Beratung zur ermöglichen.
Was war der Auslöser, ein solches Tool zu entwickeln: Kundenbedürfnisse, regulatorische Entwicklungen oder technologische Möglichkeiten?
Die Idee entstand gemeinsam mit unserem Partner vlot AG aus einer starken Kundenperspektive. Wir wollten unseren BVG-Versicherten einen ganzheitlichen Überblick über ihre Vorsorgesituation ermöglichen. Kundinnen und Kunden möchten für unvorhersehbare Risiken sowie für die finanzielle Situation im Alter abgesichert sein. Dabei ist es nicht so entscheidend, ob das Geld dafür aus der ersten, zweiten oder dritten Säule kommt. Es muss reichen, um ein sorgenfreies Leben führen zu können. Der Gesamtüberblick über alle 3 Säulen hinweg ist dabei wichtig. Diese Sicht herzustellen war bisher allerdings aufwendig, was viele Kundinnen und Kunden davon abhielt, sich frühzeitig einen Überblick zu verschaffen.
Unsere Kundinnen und Kunden können aus dem Kundenportal heraus oder direkt über den Helvetia-Vorsorgeausweis mit einem QR-Code die Daten aus der zweiten Säule einlesen. Ohne mühsames Zusammensuchen der Daten, denn wie wir festgestellt haben, ist das Lesen eines Vorsorgeausweises für viele Versicherte recht schwierig. Ergänzt um die Daten der ersten und dritten Säule erhalten Nutzer ein ganzheitliches Bild der persönlichen Vorsorge, das verständlich aufbereitet ist und aufzeigt, mit welchen Massnahmen Lücken geschlossen werden können. So verbinden wir Kundenbedürfnis und moderne Technologie optimal.
Wie funktioniert der Financial Fitness Score konkret? Welche Daten werden einbezogen und wie wird daraus eine einzige Kennzahl berechnet?
Der im Vorsorgecheck neu integrierte Financial Fitness Score ermöglicht es, die eigene finanzielle Situation zusammengefasst in einer Zahl auszudrücken und sich mit einer Referenzgruppe zu vergleichen. Im Score berücksichtigt werden die Risiko- und Altersvorsorgeanalyse, die Familienkonstellation, das Alter und die finanzielle Situation. Die verschiedenen Dimensionen des Scores werden nach Lebensphase und Lückengrösse gewichtet, bevor diese zu einer Zahl aggregiert werden. Nutzerinnen und Nutzer können auch spielerisch testen, wie sich ihr Score verändert, wenn ein Risiko abgesichert oder die Sparquote erhöht wird.
Ein wichtiger Baustein ist der QR-Code auf dem Pensionskassenausweis. Welche Rolle spielt diese Neuerung, und wie haben Sie es geschafft, als erste Versicherung diesen standardisiert einzulesen?
Das haben wir gemeinsam mit unserem Partner der vlot AG für unsere Vorsorgeausweise entwickelt. Die automatisierte Datenübernahme erleichtert das Ausfüllen, minimiert mögliche Fehleingaben und spart Zeit. Ab 2026 wird eine Vielzahl Pensionskassen über den Verein bvg-digital ebenfalls einen QR-Code auf ihren Vorsorgeausweisen nutzen. Diesen Code werden wir zukünftig ebenfalls einlesen können.
Viele Menschen empfinden Vorsorge als komplex und unübersichtlich. Wie haben Sie das Tool gestaltet, damit es verständlich und niederschwellig bleibt?
Unser Tool lässt sich von der Nutzerin oder dem Nutzer intuitiv bedienen. Um das zu gewährleisten, wurden zahlreiche Usability Tests mit Kundinnen und Kunden durchgeführt. Der Komplexität wirken wir mit verständlichen Darstellungen der persönlichen Vorsorgelücken und kurzen Erklärungen entgegen. Jederzeit steht eine Beraterin oder ein Berater zur Verfügung, der die Self-Service Analyse verfeinert und die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer im persönlichen Gespräch aufnimmt.
Wie stellen Sie sicher, dass sensible persönliche Daten geschützt bleiben und die Nutzer wirklich die Kontrolle über ihre Informationen behalten?
Die Vorsorgeanalyse unterliegt den üblichen Datenschutz-Standards von Helvetia. Die Privatsphäre und die Persönlichkeitsrechte sowie der Umgang mit Personendaten ist uns wichtig. Wir informieren Nutzerinnen und Nutzer deshalb ausführlich über die zugrundeliegenden Standards, bevor die persönliche Analyse gestartet wird.
Mit dem Score können Nutzer verschiedene Szenarien simulieren. Wie stark verändert sich der Score typischerweise, wenn man etwa die Sparquote erhöht oder Risiken absichert?
Das ist abhängig davon, inwieweit die Risiken bereits abgesichert wurden und wie hoch das Zieleinkommen und damit die Sparquote gesetzt wird. Das ist von der Lebenssituation des Nutzers, der Risikofreudigkeit, der finanziellen Situation und der Investitionsbereitschaft sowie des Ausgabeverhaltens abhängig. Eine pauschale Antwort kann man hier nicht geben.
Inwiefern kann dieses Tool die klassische Beratung ersetzen – oder ist es als Ergänzung gedacht?
Es bietet sich auf jeden Fall an, mit einer Self-Service-Analyse zu starten, sich selbst mit den Ergebnissen auseinanderzusetzen und dann in einen nächsten Schritt gemeinsam mit einem Helvetia-Berater die Analyse zu verfeinern und weiter zu individualisieren. Vorsorge ist langfristig orientiert, basiert auf Vertrauen und es müssen viele Komponenten miteinbezogen werden. Deswegen sehe ich das digitale Tool und die persönliche, individuelle Beratung als die ideale Mischung.
Sie sprechen von einem «Beitrag zur Sensibilisierung» für Vorsorge. Wie wollen Sie sicherstellen, dass insbesondere jüngere Zielgruppen oder Menschen ohne Berater erreicht werden.
Die Herausforderung an der Vorsorge ist das aufwendige Zusammentragen aller Daten. Diese «Eintrittshürde» hält viele davon ab, einen ersten Schritt zu machen und sich einen Überblick zu verschaffen. Mit dem digitalen Vorsorge-Check und der Möglichkeit, Daten via QR-Code einzulesen, bauen wir einen Grossteil dieser Eintrittshürden ab. Eine entsprechende Analyse möglichst früh vorzunehmen ist wichtig, denn gerade für jüngere Menschen ist eine frühzeitige Vorsorge aufgrund des Zinseszinseffekts extrem effizient.
Die eigene finanzielle Situation zusammengefasst in einer Zahl mit einer Referenzgruppe zu vergleichen, beinhaltet ein spielerisches Element. Gerade in der jüngeren Zielgruppe ist Benchmarking ein wichtiges Element, um die eigenen Lebenssituation zu bewerten. Wir möchten mit dem Financial Fitness Score eine Masszahl liefern, an der sich auch die jüngere Zielgruppe orientieren kann.
Wie binden Sie Ihre Vertriebspartner und Berater in dieses neue digitale Angebot ein? Sehen Sie hier Chancen oder auch Spannungsfelder?
Neben dem Self-Sevice-Analysetool benutzen die Helvetia Berater bereits eine Expert-Beratervariante unseres Partners vlot, die eine noch vertieftere Analyse zulässt. Vertriebspartner nutzen hingegen ihre eigenen Beratungstools. vlot ist eine SaaS (Software as a Service) Lösung, die sich kontinuierlich weiterentwickelt und auch von weiteren Vorsorgeanbietern implementiert werden kann.
Welche Rolle spielte die Zusammenarbeit mit dem Start-up vlot AG? War das Know-how von außen entscheidend für die Entwicklung?
Das Know-how und die Innovationsfähigkeit eines aussenstehenden Partners hat uns geholfen, eine moderne Omnichannelstrategie zu entwickeln und umzusetzen. Das zentrale Element einer solchen Daten- und Kanalstrategie haben wir mittels einer tiefen Datenanbindung in unser CRM vollzogen. Damit können wir noch mehr von der Stärke des Tools profitieren.
Der Vorsorge-Check richtet sich explizit auch an Immobilienbesitzer und Menschen 50+. Warum diese Segmentierung – und wie unterscheiden sich die Anwendungsfälle?
Wir unterscheiden die Fälle in der Gewichtung der Bedürfnisse. Jüngere Leute sollten sich zeitnah mit der Vorsorge auseinandersetzen, insbesondere in Bezug auf Risikoabsicherung. Bei Immobilienbesitzern sehen wir eine sehr gross Tragbarkeitslücke im Alter, welche es proaktiv anzugehen gilt. Nicht zuletzt sollten sich Personen im Segment 50+ aktiv mit ihrer Vorsorgesituation und Pensionsplanung auseinandersetzen.
Wie messen Sie den Erfolg dieses neuen Tools? Geht es primär um Reichweite, Kundenbindung oder tatsächliche Vertragsabschlüsse?
Den Erfolg messen wir anhand der durchgeführten Checks, der Downloads der Analysen – die kostenlos zur Verfügung stehen – und der, sicher mit Zeitverzug, daraus resultierenden Neukunden.
Was sind die nächsten Schritte? Sehen Sie weitere Ausbaustufen oder Schnittstellen, etwa zur Säule 3a oder zu bankseitigen Angeboten?
Eine direkte Onlineabschlussmöglichkeit aus dem Tool heraus wäre eine denkbare Lösung. Was ein bankseitiges Angebot betrifft, käme uns natürlich ein erfolgreicher Abschluss der derzeitigen Fusionspläne mit der Baloise und deren Bankdienstleistungen entgegen. Ebenfalls auf der Roadmap ist eine Integration in unser MyHelvetia Kundenportal.
Und abschliessend: Wie verändert dieses Tool langfristig die Rolle eines Versicherers wie Helvetia im Schweizer Vorsorgemarkt?
Dieses Tool soll mit dem niederschwelligen Angebot dazu animieren, das Thema Vorsorge anzugehen und sich mit der Vorsorge auseinanderzusetzen. Für viele Personen möchten wir eine Hilfestellung leisten, den ersten Schritt zu machen, Transparenz zu schaffen, die finanzielle Situation besser zu verstehen und diese basierend darauf zu verbessern.
Hier den Vorsorge-Check ausprobieren
Für Junge: www.helvetia.ch/vorsorge-check
Für Immobilienbesitzer: www.helvetia.ch/abgesichert
Für 50+: www.helvetia.ch/pensions-check
Fazit
Helvetia führt mit dem digitalen Vorsorgecheck und dem Financial Fitness Score ein niederschwelliges, innovatives Instrument ein, das innerhalb von 90 Sekunden einen transparenten Überblick über die persönliche Vorsorgesituation liefert. Die Kombination aus Datenintegration via QR-Code, Echtzeit-Score und Selbsterklärbarkeit soll Vorsorge für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich machen. Jan Kundert sieht darin einen wichtigen Schritt, um die Sensibilisierung zu erhöhen, Prozesse zu vereinfachen und die Rolle des Versicherers als digitaler Partner für die Zukunft zu stärken.
Die Fragen hat Binci Heeb gestellt.
Lesen Sie auch: Helvetia bringt frischen Wind in die Schweizer Vorsorgewelt
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